Das Jungfernhäutchen (Hymen) ist eine dünne Membran, die die Vaginalöffnung der Frau teilweise überdeckt. Es ist nach dem griechischen Gott der Hochzeit, Hymenaeus, benannt. Dabei existieren von Frau zu Frau verschiedene Formen des Jungfernhäutchens:
Nur in seltenen Fällen ist die Vaginalöffnung vollständig vom Jungfernhäutchen verschlossen. Dies wird als Hymenalatresie bezeichnet wird. Das Menstruationsblut kann dann bei der Regelblutung nicht abfließen, sodass ein chirurgischer Eingriff notwendig ist, um eine Scheidenöffnung zu bilden.
Im Allgemeinen reißt das Hymen jedoch beim ersten Geschlechtsverkehr (Defloration). Daher wird ein unbeschädigtes Jungfernhäutchen in verschiedenen Kulturen als Beleg für Keuschheit und Reinheit vor der Ehe gewertet. Als Nachweis der Jungfräulichkeit gilt deshalb das Blut des zerrissenen Hymens auf dem Bettlaken der Hochzeitsnacht. Bei etwa 50 Prozent der Frauen reißt das Jungfernhäutchen jedoch schon vor dem ersten Geschlechtsverkehr durch körperliche Betätigung oder Stürze ein, sodass es zu keiner Blutung mehr kommt. Es gibt auch Frauen, die bereits ohne Jungfernhäutchen geboren werden.
Seit einiger Zeit häufen sich bei Beratungsstellen die Anfragen junger Frauen mit Migrationshintergrund nach einer Wiederherstellung ihres Jungfernhäutchens. Durch die Rekonstruktion wollen die jungen Frauen sicherstellen, dass sie in der Hochzeitsnacht bluten und ihre Jungfräulichkeit so bewiesen ist. In muslimischen Kulturen gilt ein unversehrtes Jungfernhäutchen somit als notwendiger Beweis der Keuschheit. Für Musliminnen, die bereits vor der Ehe Verkehr hatten und deshalb massive Bestrafungen seitens ihrer Familie fürchten müssen, besteht die Möglichkeit, das Jungfernhäutchen wiederherzustellen (Revirginisierung, Hymenoplastik).
In den letzten Jahren wird die Wiederherstellung des Jungfernhäutchens jedoch gerade in den Industrieländern auch immer mehr zu einer Art Modetrend. Frauen möchten ihrem Ehemann oder Partner mit einer Hymenoplastik eine Freude bereiten und ihm eine Art von „zweiten Flitterwochen" bescheren.
Eine Rekonstruktion des Hymens berührt somit sowohl medizinische, als auch ethische und kulturelle Aspekte. Es existieren bisher jedoch keine wissenschaftlichen Daten oder Richtlinien zur Durchführung einer Hymenoplastik. Die Wiederherstellung des Jungfernhäutchens wird deshalb international kontrovers Diskutiert. Zur Klärung grundlegender Verständnisfragen baut das Institut für Biomedizinische Ethik der Universität Zürich derzeit eine Forschungskooperation zu den medizinethischen Fragen der Hymenoplastik auf. Hier in Deutschland helfen jedoch einige Ärzte den jungen Musliminnen, indem sie eine plastische Wiederherstellung (Revirginisierung, Hymenrekonstruktion) des Jungfernhäutchens anbieten.
Die Widerherstellung des Jungfernhäutchens dauert zwischen dreißig und neunzig Minuten und wird ambulant unter Vollnarkose oder Lokalanästhesie durchgeführt. Je nach Klinik und Angebot werden unterschiedliche Techniken zur Rekonstruktion des Hymens angewandt.
Ein Standartverfahren in der Durchführung einer Hymenoplastik existiert nicht. In der Regel stellt der Chirurg jedoch das Jungfernhäutchen aus eigenem Gewebe wieder her, indem er die Reste des Jungfernhäutchens (Hymen) wieder zusammengefügt. Dazu wird in der Regel ein so genanntes Radiochirurgiegerät verwendet, das wie eine Art Laserskalpell funktioniert und die Schnitte im Bereich des Jungfernhäutchens sehr präzise und blutungsarm ausführen kann.
Für die Operation wird selbst auflösendes Nahtmaterial und Gewebekleber verwendet, sodass die Fäden nicht gezogen werden müssen. Ein stationärer Aufenthalt ist nach der Operation in der Regel nicht notwendig. Manche Ärzte empfehlen, diese Operation erst sieben bis zehn Tage vor der Heirat durchführen zu lassen, da die Wahrscheinlichkeit einer wahrnehmbaren Blutung nach einer "frischen Wiederherstellung" des Hymens größer ist. Erfolgsgarantie gibt's allerdings auch nicht. Denn nicht jede Frau blutet beim ersten Geschlechtsverkehr - auch wenn sie noch nie mit einem Mann geschlafen hat.
Vor einem genitalchirurgischen Eingriff sollte die Patientin einige Maßnahmen treffen, die den Eingriff erleichtern und sich positiv auf die Behandlung und die Heilung auswirken können. Dazu zählt das Absetzen blutverdünnender Mittel sowie Schmerzmittel vor der Operation. Für die Verträglichkeit der Anästhesie ist es außerdem notwendig, 12 Stunden vor dem Eingriff keine Nahrung mehr zu sich zu nehmen. Es empfiehlt sich außerdem, den Intimbereich zu rasieren. Der Zeitpunkt für den Eingriff sollte möglichst kurz nach der letzten Regelblutung gewählt werden.
Der Intimbereich der Frau ist besonders in der Zeit nach einem genitalchirurgischen Eingriff sehr sensibel. Das Hymen kann nach dem Eingriff fester sein, sodass dessen Einreißen zu leichten Schmerzen beim ersten Geschlechtsverkehr führen kann.
Der Preis für eine Hymenrekonstruktion ist von verschiedenen Faktoren abhängig und kann zwischen 500 und 3000 Euro betragen. Dieser Betrag hängt jedoch von den individuellen Gegebenheiten der Frau sowie vom Umfang der Behandlung ab. Ist der Hymensaum zum Teil noch vorhanden, verringern sich unter Umständen die Kosten.
Die möglichen Komplikationen, die bei der Hymenoplastik auftreten können, sowie deren Häufigkeit sind noch nicht ausreichend geklärt. Die Wiederherstellung des Jungfernhäutchens ist jedoch ein Genitalchirurgischer Eingriff, der eine sterile Abdeckung erfordert um Infektionen zu vermeiden. Auch die Durchführung von Sitzbädern ist nach dem Eingriff sinnvoll. Das Gewebe im Intimbereich ist jedoch sehr regenerativ, sodass die Heilung im Normalfall nach etwa einer Woche abgeschlossen sein sollte.
Wird die Hymenoplastik von einem erfahrenen Operateur durchgeführt, ist nach der Ausheilungszeit von etwa ein bis zwei Wochen auch von einem erfahrenen Untersucher meist nicht mehr feststellbar, dass eine Wiederherstellung des Jungfernhäutchens vorgenommen wurde. Das wiederhergestellte Jungfernhäutchen hält etwa ein bis höchstens zwei Jahre und zerreißt wie das natürliche Hymen beim Geschlechtsverkehr mit einer kleinen Blutung.
Letzte Aktualisierung am 22.04.2021.