Die hormonelle Verhütung ist mittlerweile die weltweit am weitesten verbreitete Methode zur Verhinderung einer Schwangerschaft (Kontrazeption). Neben der bekannten „Antibabypille" existieren heute auch andere Formen der hormonellen Verhütung, wie beispielsweise Hormonpflaster, Spritzen oder spezielle Implantate.
Für die hormonelle Verhütung werden vor allem die Hormone Gestagen und Östrogen eingesetzt, die für die Steuerung des Monatszyklus verantwortlich sind. Diese Hormone werden künstlich hergestellt, da synthetische Produkte effektiver sind und bereits in geringer Konzentration und mit weniger Nebenwirkungen eine kontrazeptive Wirkung erreichen.
Die meisten hormonellen Präparate zur Empfängnisverhütung sind Kombinationspräparate. Die klassische Antibabypille (Mikropille) beispielsweise besteht aus den Hormonen Gestagen und Östrogen.
Sie wirkt auf zwei Mechanismen:
Definitionsgemäß wird von einer Mikropille gesprochen, wenn der Östrogengehalt unter 50 Mikrogramm pro Dragee liegt. Es gibt die Mikropille als Ein- oder Mehrphasenpräparat. Einphasenpräparate enthalten ein immer gleich bleibendes Verhältnis der Hormone Östrogen und Gestagen, während sich bei Mehrphasenpräparate dieses Verhältnis abhängig von der Zyklusphase ändert.
Alle Formen der klassischen Antibabypille werden über 21 Tage eingenommen. Darauf folgt eine Einnahmepause von sieben Tagen in der die Menstruationsblutung stattfindet. Voraussetzung für eine zuverlässige Wirkung der Pille ist die tägliche regelmäßige Einnahme, möglichst zum gleichen Zeitpunkt. Wurde jedoch eine Einnehme vergessen oder erfolgte zu spät, ist bei der Mikropille jedoch in der Regel auch nach sechs bis zwölf Stunden noch eine ausreichende Wirksamkeit gewährleistet. Die Pille ist das am häufigsten verwendete Verhütungsmittel in Deutschland.
Im Gegensatz zur klassischen Pille enthält die Minipille nur Gestagene und wirkt dadurch nur auf den Zervikalschleim, was das Eindringen von Samenzellen verhindern soll. Der Eisprung (Ovulation) findet bei der Anwendung einer Minipille weiterhin statt, da die enthaltene Gestagenkonzentration zu niedrig ist um eine ovulationshemmende Wirkung auszuüben. Anders als die Mikropille muss die Minipille immer zum exakt gleichen Zeitpunkt eingenommen werden. Die Einnahme erfolgt durchgängig, ohne siebentägige Pause und Abbruchblutung.
Auch Präparate wie das Verhütungsstäbchen, Hormonspiralen oder die Dreimonatsspritze sind reine Gestagenpräparate.
Auch die Pille danach ist ein Hormonpräparat. Sie dient der Notfallverhütung und enthält ein hoch dosiertes Gestagenpräparat, das nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr die Einnistung einer befruchteten Eizelle in der Gebärmutter verhindern soll.
Die Mikropille ist das beliebteste Verhütungsmittel in Deutschland. Sie hat im Vergleich zu anderen Verhütungsmitteln den höchsten Sicherheitsfaktor und ist zudem gut verträglich.
Vor allem junge Frauen und Mädchen, die unter Menstruationsbeschwerden leiden, profitieren von der Einnahme der Mikropille. Durch die Einnahme der Hormone Gestagen und Östrogen kann sich der Zyklus oft besser einspielen und Menstruationsbeschwerden bessern sich meist deutlich.
Zudem kann die Mikropille das Auftreten von gutartigen Zysten in der Brust oder den Eierstöcken verhindern und das Risiko für Eierstock- und Gebärmutterkrebs senken. Bestimmte Gestagen-Komponenten der Mikropille können außerdem das Auftreten von Hautunreinheiten oder fettigen Haaren verringern und Wassereinlagerungen entgegenwirken.
Die Minipille wird hingegen Frauen verschrieben, die die klassische Pille aufgrund von Gegenanzeigen nicht einnehmen können. Besonders geeignet ist die Minipille für Frauen in der Stillzeit, da die Milchmenge und deren Zusammensetzung durch die verabreichten Hormone nicht beeinflusst werden.
Für Frauen, die die Pille nicht vertragen, an chronischen Magen-Darm-Problemen leiden oder regelmäßige Einnahmezeiten von Präparaten in Tablettenform schlecht einhalten können, kann beispielsweise über die Einlage eines Vaginalrings nachgedacht werden. Dabei handelt es sich um einen hormonhaltigen Kunststoffring, der, wie die Mikropille, Östrogen und Gestagen enthält. Der Ring wird mit einem äußeren Durchmesser von 56mm und einer Dicke von vier mm wie ein Tampon in die Scheide eingeführt und dort für 21 Tage belassen. Er kann von der Anwenderin selbst entfernt werden. Es folgt, wie bei der Pille, eine siebentägige Pause, in der es zur Abbruchblutung kommt. Der Ring kann täglich für etwa drei Stunden herausgenommen werden, wenn er beispielsweise beim Geschlechtsverkehr als störend empfunden wird. Die Kosten für einen Vaginalring belaufen sich auf etwa 14 Euro pro Monat und werden bis zum 20. Lebensjahr von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Seit einiger Zeit existieren auch Hormonpflaster, die eine ähnliche Hormonzusammensetzung wie die Mikropille enthalten und diese über die Haut an das Blut abgeben. Hormonpflaster werden schon seit vielen Jahren zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden angewandt, erst seit kurzer Zeit haben sie auch Einzug im Bereich der Verhütungsmethoden gefunden. Das Pflaster wird drei Wochen lang einmal wöchentlich gewechselt, dann folgt eine Pause, in der es, wie bei der Pille, zur Abbruchblutung kommt.
Es eignet sich, wie auch der Vaginalring, für Frauen, die die Pille nicht regelmäßig einnehmen können oder unter Magen-Darm-Problemen leiden. Das Pflaster hat jedoch den Nachteil, dass es sichtbar auf der Haut ist und zudem häufig Hautirritationen hervorruft. Es kann sich mit der zeit lösen, wodurch der Empfängnisschutz herabgesetzt wird. Drei Pflaster kosten etwa 13 Euro und werden bis zum 20. Lebensjahr von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.
Als Depotpräparat ist auch die so genannte Spirale eine beliebte Methode der Empfängnisverhütung. Sie wird, wie der Vaginalring in die Scheide eingebracht, hat jedoch eine andere Hormonzusammensetzung und ist eher mit der Wirkung der Minipille vergleichbar.
Sie muss zudem von Gynäkologen eingesetzt werden, da Hormonspirale über längere Zeit in der Gebärmutter belassen werden kann und so eine Empfängnisverhütung von bis zu fünf Jahren gewährleisten kann. Sie eignet sich deshalb eher für Frauen, die langfristig verhüten wollen oder bei denen die Familienplanung bereits abgeschlossen ist. Nach dem Entfernen der Spirale ist jedoch eine Schwangerschaft in der Regel sofort wieder möglich. Die Kosten liegen bei etwa 350 Euro.
Neben dem Vaginalring und der Spirale ist auch die Dreimonatsspritze ein Depotpräparat, das jedoch wie die Spirale nur das Hormon Gestagen enthält und somit auch eher mit der Minipille vergleichbar ist. Sie wird alle drei Monate verabreicht und verhindert, wie die Minipille über eine Hemmung des Eisprungs und der Verdickung des Zervikalschleims die Entstehung einer Schwangerschaft. Die Kosten für eine Spritze betragen etwa 30 Euro.
Auch das Verhütungsstäbchen wirkt durch die enthaltenen Hormone ähnlich wie die Minipille. Es wird unter die Haut des Oberarms implantiert und gibt kontinuierlich Gestagen ab. Es muss nach drei Jahren entfernt beziehungsweise erneuert werden. Die Kosten belaufen sich auf etwa 350 Euro.
Hormonelle Verhütungsmethoden sind in der Regel sehr wirkungsvoll und meist gut verträglich. Die heute üblichen Hormonkonzentrationen verursachen kaum noch Nebenwirkungen.
Trotz der geringen Dosierung der Hormone ist die Anwendung hormoneller Verhütungsmethoden jedoch ein Eingriff in den natürlichen Hormonhaushalt der Frau. Auch eine geringe Hormonkonzentration kann deshalb bei sensiblen Patientinnen Nebenwirkungen hervorrufen oder bereits bestehende Erkrankungen verschlimmern. Über den individuellen Nutzen einer hormonellen Verhütungsmethode muss deshalb bei jeder Patientin neu entschieden werden.
Die wichtigsten Nebenwirkungen der Antibabypille sind zu starke oder zu schwache Regelblutungen, Zwischenblutungen, Wassereinlagerungen (Ödeme), gutartige Geschwülste in der Gebärmutter, Bluthochdruck, Migräne, Diabetesneigung und erhöhte Thromboseneigung. Das Auftreten dieser Nebenwirkungen ist stark von dem Präparat und der individuellen Neigung der Patientin abhängig.
Sowohl der Vaginalring als auch das Verhütungspflaster haben aufgrund der enthaltenen Hormone Östrogen und Gestagen ein ähnliches Spektrum an möglichen Nebenwirkungen wie die klassische Pille. Zudem hat der Vaginalring jedoch den Nachteil, dass er beim Geschlechtsverkehr unter Umständen als störend empfunden werden kann. Zudem kann er beim Husten, Stuhlgang oder Tamponwechsel herausrutschen. Frauen, die einen Vaginalring verwenden klagen außerdem häufiger über Probleme im Bereich der Scheide, wie beispielsweise Ausfluss oder Entzündungen.
Im Gegensatz zur Mikropille enthält die Minipille nur das Hormon Gestagen und weist deshalb ein etwas anderes Nebenwirkungsspektrum auf. Die Beschwerden sind jedoch aufgrund der geringen Hormonkonzentration meist minimal. Der größte Nachteil der Minipille ist vor allem die schlechte Kontrolle des Zyklus. Sie kann allerdings vor allem zu Beginn der Anwendung zu Zyklusunregelmäßigkeiten, Menstruationsstörungen und Zwischenblutungen führen. Wird die Minipille einmal vergessen, kann sie nur in einem Zeitraum von drei Stunden nachgenommen werden. Tritt trotz der Minipille eine Schwangerschaft ein, ist das Risiko für eine Eileiterschwangerschaft erhöht.
Die Dreimonatsspritze, sowie die Hormonspirale, verursachen ähnliche Nebenwirkungen wie die Minipille. Zudem hat die Dreimonatsspritze den Nachteil, dass es nach der Anwendung oft bis zu zwei Jahre dauert, bis der normale Eisprung wieder einsetzt und die Frau für eine gewisse Zeit unfruchtbar bleibt. Bei der Anwendung der Hormonspirale können hingegen vor allem beim und nach dem Einsetzten Probleme entstehen.
Gebärmutter oder Scheide können beim Einbringen verletzt werden und die Frauen klagen vor allem in den ersten sechs Monaten über starke Blutungen. Sie ist zudem eher für Frauen geeignet, die bereits Kinder geboren haben, da kinderlose Frauen aufgrund der kleineren Gebärmutter oftmals über Schmerzen klagen, die durch die Spirale entstehen.
Für die verschiedenen hormonellen Verhütungsmethoden existieren unterschiedliche Angaben zu deren Sicherheit. Die Sicherheit der jeweiligen Methode wird anhand des Pearl-Index beschrieben. Dieser so genannte Pearl-Index ist eine Versagerquote, die die Anzahl ungewollter Schwangerschaften angibt, die innerhalb eines Jahres bei 100 Frauen trotz der Anwendung einer bestimmten Verhütungsmethode auftreten.
Bei Pillen mit den Inhaltsstoffen Östrogen und Gestagen liegt der Pearl-Index bei 0,1 bis 0,9, das heißt, von 1000 Frauen, die dieser Form der Pille ein Jahr lang nehmen, werden ein bis neun Frauen trotzdem Schwanger.
Im Falle der Minipille mit dem Wirkstoff Desogestrel liegt der Pearl-Index bei 0,14 bis 0,4, die Pille mit Levonogestrel hat einen Pearl-Index von 0,5 bis 3. Bei der Anwendung von Verhütungspflastern werden von 1000 Frauen innerhalb eines Jahres sieben bis neun ungewollt schwanger. Das entspricht einem Pearl-Index von 0,72 bis 0,9.
Vaginalringe weisen hingegen einen Pearl-Index von 0,4 bis 0,65 auf, das Verhütungsstäbchen hat einen Pearl-Index von 0,1.
Die Sicherheit einer bestimmten Verhütungsmethode hängt jedoch ganz entscheidend von der richtigen Anwendung ab. Die Ursache für das Versagen von Verhütungsmethoden sind meist Anwendungsfehler. Der Pearl-Index schwankt deshalb sehr stark, wenn man „optimale Anwendung" (Methodensicherheit) und „praxisnahe Anwendung" (Anwendungssicherheit) miteinander vergleicht.
Zusammenfassend weisen jedoch alle hormonellen Präparate einen niedrigen Pearl-Index auf, was sie zu sehr sicheren und zuverlässigen Verhütungsmethoden macht.
Neben den hormonellen Methoden zur Empfängnisverhütung existieren auch so genannte mechanische Verhütungsmittel. Diese verhindern ein Eindringen der Spermien in die Vagina oder die Gebärmutter. Zu den klassischen mechanischen Verhütungsmitteln zählen das Kondom, sowie die Kupferspirale. Andere Barrieremethoden, wie das Diaphragma oder die Portioklappe kommen in Deutschland eher selten zum Einsatz.
Eine weitere Alternative ist die Anwendung chemischer Verhütungsmethoden. Diese enthalten Substanzen, die Spermien abtöten können. Sie sind in Form von Cremes, Gels, Scheidenzäpfchen oder Vaginalschaum erhältlich. Chemische Verhütungsmethoden sind in der Regel jedoch nicht sehr sicher und sollten nur in Kombination mit anderen Verhütungsmitteln angewendet werden.
Eine endgültige Form der Verhütung stellt die Methode der Sterilisation dar. Dabei werden im Rahmen eines operativen Eingriffs die Eileiter der Frau durchtrennt. Eine Sterilisation ist im Normalfall nicht mehr rückgängig zu machen und sollte deshalb nur dann durchgeführt werden, wenn die Familienplanung vollständig abgeschlossen ist.
Letzte Aktualisierung am 29.03.2021.