Bei der Einlage eines Hormonimplantates handelt es sich um ein hormonelles Depotpräparat zur Empfängnisverhütung. Das Implantat hat die Form einer vier Zentimeter langen und zwei Millimeter dünnen Kapsel und wird unter örtlicher Betäubung in die Haut an der Innenseite des Oberarms implantiert.
Die Kapsel soll für etwa drei bis fünf Jahre Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft bieten. Nach dem Einsetzen gibt das Hormonstäbchen kontinuierlich eine geringe Menge des Hormons Etonorgestrel ab. Dieses Hormon ist eine Gestagenform, die den Eisprung verhindert und die Schleimhaut im Gebärmutterhals so verändert, dass er für Samenzellen nur schwer passierbar ist. Eine Befruchtung der Eizelle wird so verhindert.
Die verhütende Wirkung hält drei Jahre lang an. Das Stäbchen setzt zu Beginn etwa 50 bis 80mg, später etwa 30 bis 35mg des Hormons Etonorgestrel frei. Die Wirkungsweise ist somit mit der der Minipille vergleichbar. Der Vorteil des Implantates ist jedoch, das hier keine Pilleneinnahme notwendig ist und ein konstanter Hormonspiegel aufrechterhalten werden kann. Zudem können die Hormone über die Haut in den Blutkreislauf gelangen und umgehen so den Magen-Darm-Trakt. Deshalb bleibt die Wirksamkeit auch bei Durchfall oder Erbrechen erhalten. Das Hormonimplantat kann jederzeit wieder entfernt werden.
Grundsätzlich kann jede Frau das Hormonstäbchen anwenden. Es gibt keine altersbedingten Einschränkungen. Weil die Hormonstäbchen kein Östrogen enthalten, sind sie besonders geeignet für Frauen, die keine Östrogen-Gestagen-Präparate vertragen. Auch Frauen, die ein erhöhtes Risiko für Thrombosen tragen, wie beispielsweise Frauen ab 35 oder Raucherinnen, profitieren von Östrogenfreien Hormonpräparaten, wie dem Hormonstäbchen.
Viele Frauen haben zudem Schwierigkeiten, mit der täglichen Einnahme der Pille, Diese Frauen profitieren besonders von einem Implantat, da hier eine tägliche Medikamenteneinnahme entfällt. Die Anwendung des Hormonstäbchens ist im Gegensatz zur Pille auch während der Stillperiode möglich.
Auch für Frauen, die aufgrund einer ungünstig geformten Gebärmutter keine Spirale anwenden können, ist das Hormonstäbchen eine viel versprechende Alternative.
Nicht angewandt werden dürfen Hormonstäbchen, wenn die Patientin unter venösen Durchblutungsstörungen, wie beispielsweise Thrombosen, leidet.
Kontraindiziert ist das Hormonstäbchen auch bei gestagenabhängigen Tumoren, Lebererkrankungen, bei Vorliegen einer Schwangerschaft und bei ungeklärten Blutungen aus der Scheide. Das Stäbchen sollte zudem sofort entfernt werden, wenn eine Schwangerschaft eintritt.
Für die Einlage eines Hormonimplantates sind zwei Eingriffe notwendig: Einer zur Implantation des Stäbchens und einer zur Entnahme (Explantation). Wie jedem Eingriff besteht auch hier die Gefahr von Infektionen. Daneben stellt das Hormonstäbchen einen Fremdkörper dar, der in seltenen Fällen auch vom Körper abgestoßen werden kann.
Nach der Einlage eines Hormonimplantates bleiben Menstruationsblutungen aus, es kann jedoch gelegentlich zu Zwischenblutungen kommen. Die Nebenwirkungen des Implantats ähneln denen der Pille. Unter anderem können Schmierblutungen, Dauerschmierblutungen, Kopfschmerzen, Brustspannen, Depressionen und Gewichtszunahmen auftreten. Es kann zudem vorkommen, das das Entfernen des Stäbchens Schwierigkeiten bereitet, weil es in das umgebende Gewebe eingewachsen ist.
Sehr häufig kommt es bei der Anwendung von Hormonstäbchen zu Veränderungen des Blutungsverhaltens, insbesondere unregelmäßigen Blutungen. Die Hälfte der Frauen mit Hormonimplantaten hat verkürzte und schwächere Blutungen. Bei 20 Prozent bleiben die Blutungen ganz aus. Etwa zwölf Prozent hat verlängerte Periodenblutungen und bei etwa sechs Prozent sind die Menstruationsblutungen stärker, als normal. Eine Gewichtszuname von ein bis zwei Kilogramm im Zeitraum von drei Jahren ist möglich und etwa so häufig wie nach dem Einsetzen einer Spirale.
Der so genannte Pearl-Index ist ein Messwert für die Sicherheit von Verhütungsmethoden. Er gibt die Anzahl ungewollter Schwangerschaften an, die innerhalb eines Jahres bei 100 Frauen trotz der Anwendung einer bestimmten Verhütungsmethode auftreten. Dieser Pearl-Index wird vom Hersteller der Hormonstäbchen jedoch nicht angegeben. Studien deuten aber darauf hin, dass die Sicherheit mit der von oralen Verhütungsmethoden vergleichbar ist. Voraussetzung ist allerdings, dass das Verhütungsstäbchen korrekt implantiert wird.
Neben der Einlage von Hormonimplantaten im Bereich des Oberarms besteht auch die Möglichkeit, Präparate im Bereich der Gebärmutter anzubringen, die Hormone abgeben. Dazu zählen beispielsweise Intrauterinsysteme, die ebenfalls das Hormon Gestagen abgeben oder die Einlage von Vaginalringen. All diese Präparate haben jedoch den Nachteil, dass häufig Schmierblutungen auftreten können. Für Frauen, die mit Schmierblutungen nicht zurechtkommen und eine kontinuierliche Hormonabgabe nicht wünschen, ist die Einnahme der klassischen Antibabypille nahe zu legen.
Letzte Aktualisierung am 30.04.2021.