Nach einigen Jahren des Zusammenseins versuchen viele Paare ein Kind zu bekommen. Leider ist es dann nicht so einfach wie geplant. Die Lust am Sex wird zur Frust, der Spaß zur Verpflichtung. In der Folge wird alles mögliche ausprobiert, um eine Schwangerschaft zu erzeugen.
Man schätzt, dass es allein in Deutschland bis zu 1,5 Millionen Paare mit unerfülltem Kinderwunsch gibt. Betroffen sind vor allem Paare oberhalb des 30. Lebensjahrs, da hier bei Frau und Mann das Risiko für Unfruchtbarkeit und die Wahrscheinlichkeit das Kind während der Schwangerschaft zu verlieren, rapide steigt.
Liegt bei einem jüngeren Paar die Wahrscheinlichkeit, ohne Verhütung schwanger zu werden, bei 20 bis 30 Prozent pro Zyklus, so beträgt sie bei Frauen ab 25 Jahren nur noch 18 Prozent. Mit dem Alter nimmt sie danach weiter ab. Die Gründe für eine ungewollte Kinderlosigkeit lassen sich durch verschiedene Untersuchungen feststellen.
Eine der vielen Untersuchungsmöglichkeiten ist das so genannte Spermiogramm. Hierbei handelt es sich um eine Untersuchung des Spermas, welches recht einfach ist und häufig die Ursache aufdeckt.
Durch das Spermiogramm gewinnt man Informationen über die Qualität des Samens. Hierbei werden die Spermien unter dem Mikroskop untersucht. Damit ein Mann ein Kind zeugen kann, müssen die Spermien zahlreich, gesund und flink sein.
Der Fruchtbarkeitscheck kann durchgeführt werden beim:
Bis zu drei Tage vor der Untersuchung dürfen Männer kein Sex mehr haben, damit die Spermien zu Höchstleistungen auflaufen. Das bedeutet also, dass sie in dieser Zeit keinen Samenerguss haben dürfen. Beachten Sie das eine Karenzzeit von weniger als zwei oder mehr als sieben Tagen das Untersuchungsergebnis verfälscht.
Nur ganz frisches Sperma kann beurteilt werden, daher gibt es in der Praxis separate Räume zur Masturbation. Die Abgabe des Ejakulats sollte unter möglichst keimarmen Verhältnissen durchgeführt werden, dass heißt vor allem gründliches Waschen der Hände und des Penis. Die Abgabe des Ejakulats erfolgt in einen sterilen Behälter.
Für die Untersuchung ist Sperma aus einem Kondom ungeeignet, denn handelsübliche Kondome enthalten Stoffe, die Samenzellen abtöten.
Von großer Bedeutung ist die Erfragung der Vorgeschichte. Beispielsweise können Leistenbruchoperationen oder Operationen wegen eines Hodenhochstandes wichtig sein. Häufige Ursachen für eine Transportstörung bzw. eine verminderte Spermienzahl sind:
Im folgenden wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Hier wird insbesondere drauf geachtet, ob der Körperbau und Behaarungstyp typisch männlich ist oder ob Abweichungen zu erkennen sind, die den Verdacht auf eine hormonelle oder genetische Störung aufkommen lassen. Bei der Untersuchung werden die Hoden abgetastet, da Größe und Festigkeit dem erfahrenen Untersucher ebenfalls Hinweise auf eine Funktionsstörung geben können.
Besteht eine ausgeprägte Empfindlichkeit bei der Tastuntersuchung des Nebenhodens, so kann dies ein Anzeichen für eine chronische Entzündung sein. Auch die Untersuchung auf eine Krampfader am Hoden ist sehr wichtig, da sie die Spermienproduktion negativ beeinflussen kann.
Das frische Ejakulat durchläuft im Labor eine Reihe von Tests. Ein Tropfen des Ejakulats wird unter dem Mikroskop untersucht. Die Probe sollte nicht älter als eine halbe Stunde sein.
Der Arzt beobachtet unter 400-facher Vergrößerung, ob und wie schnell sich die Samenzellen bewegen. Die Samenzellen werden zudem ausgezählt und auf ihre Form geprüft. Alle erhobenen Befunde werden dann im so genannten Spermiogramm dokumentiert.
Es werden vor allem folgende Parameter geprüft und dokumentiert:
Gemäß den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelten folgende Normwerte bei der Spermienuntersuchung:
Beachte: Die Spermienqualität kann stark schwanken, daher empfehlen Fachleute Männern mit mangelhaftem Spermiogramm, die Untersuchung nach zwei bis drei Monaten zu wiederholen.
Fällt das Ergebnis nicht normal aus, so sollte man im Abstand von einem Monat eine zweite Untersuchung durchführen, da die Werte von Probe zu Probe schwanken können. Zeigen sich auch hier wenige oder wenig aktive Spermien, so sind zusätzliche Untersuchungen notwendig.
Diese sind in der Regel Ultraschall von Hoden und Prostata, Hormonuntersuchungen und Entnahme von Gewebeproben unter örtlicher Betäubung. Mit diesen Untersuchungen lässt sich prüfen, ob überhaupt Samenzellen produziert werden oder beispielsweise Tumorerkrankungen Ursache der Sterilität sind.
Die Therapie ist abhängig von dem Schweregrad der Minderung der Spermienzahl. Sinnvoll können sein eine IVF, Insemination oder auch eine ICSI. Leider ist eine Behandlung mit Medikamenten oder anderen Maßnahmen zur Verbesserung der Spermienqualität nur selten erfolgreich.
Letzte Aktualisierung am 20.04.2021.