Als Sterilität bezeichnet man das Unvermögen, Nachwuchs zu zeugen. Sie greift daher stärker in die eigene Person ein als andere Funktions- und Gesundheitsstörungen. Bei Kinderwunsch kann daher eine weitere Diagnostik sehr sinnvoll sein. Die Ursache einer Sterilität liegt gleichermaßen bei der Frau wie beim Mann. In seltenen Fällen liegt bei beiden Partnern ein Problem vor.
Die Sterilitätsursachen können sehr vielfältig sein. Daher geht eine moderne Sterilitätsdiagnostik in der Abklärung der Ursachen stufenweise vor.
Die Frau hat bei einem regelmäßigen Zyklus einmal im Monat einen Eisprung. Dies kann zu Beginn Ihres Zyklus durch eine Hormonbestimmung im Blut bestimmt werden. Zudem muss die Patientin etwa zur Zyklusmitte noch einmal zu einer Ultraschalluntersuchung.
Im Ultraschallbild kann der Arzt sehen, ob sich an einem Ihrer Eierstöcke ein reifer Follikel (Eibläschen) befindet.
Tritt eine Schwangerschaft trotz Kinderwunsch nicht ein, so sollte man zunächst ein bis zwei Jahre warten, bevor man sich medizinisch beraten lässt. Den ersten Schritt wagen oft Frauen und vereinbaren einen Untersuchungstermin bei ihrem Gynäkologen.
In der Regel werden folgende diagnostische Schritte durchgeführt:
Die Kinderwunschberatung ist immer Sache beider Partner, da in etwa 40 Prozent der Fälle das Fruchtbarkeitshindernis bei beiden Partnern liegt. In etwa 30 Prozent der Fälle liegt das Fruchtbarkeitsproblem beim Mann, in 25 Prozent bei der Frau und in etwa fünf Prozent der Fälle bleibt der Grund unklar.
Folgende Fragen sind für den Gynäkologen wichtig:
Auch die geschlechtliche Entwicklung des Mannes ist für den Urologen/Andrologen von großer Bedeutung. Hier sind folgende Fragen wichtig:
Zudem werden beiden Partnern auch intime Fragen bezüglich Lebensweise und sexuelle Gewohnheiten gestellt.
Bei der Frau werden folgende Untersuchungen durchgeführt:
Bei Bedarf und Auffälligkeiten können weitere technische Untersuchungen durchgeführt werden.
Beim Mann werden folgende Untersuchungen durchgeführt:
Zusammengefasst in der Diagnostik werden vor allem folgende Punkte abgeklärt:
Zunächst wird bei einem Gespräch die allgemeine Vorgehensweise erklärt und gemeinsam versucht, eine Lösung zu finden. Grundsätzlich werden gefundene Störungen in gleicher Narkose beseitigt.
Folgende Behandlungsmethoden stehen zur Verfügung:
Eine Hormontherapie ist indiziert bei Hormonungleichgewicht, Eireifungsstörungen und Gelbkörperschwäche. Durch verschiedene Medikamente sollen ein unregelmäßiger Zyklus reguliert und der Eisprung ausgelöst werden. Liegt dagegen ein Fruchtbarkeitsproblem beim Mann vor, so empfiehlt der Arzt in einigen Fällen ebenfalls zunächst Medikamente. Mit diesen Medikamenten kann beispielsweise die Qualität der Samen verbessert oder Hormonstörungen behandelt werden.
Die Insemination ist indiziert bei mäßig eingeschränkter Samenqualität, Antikörper gegen Samenzellen, Störung des Gebärmutterhalses und längerfristige unerklärbare Sterilität.
Bei diesem Verfahren spritzt der Arzt gereinigte und konzentrierte Samenflüssigkeit in die Gebärmutter, die Scheide, den Gebärmutterhals oder die Eileiter.
Die IVF ist indiziert bei Problemen der Eileiter und eingeschränkter Samenqualität. Bei dieser Technik wird die Eizelle außerhalb des Körpers befruchtet und in die Gebärmutter platziert. Eine IVF kommt auch in Frage bei Wucherungen in der Gebärmutter (Myome), Antikörper gegen die Samen und Verklebungen der Eileiter, ebenso wenn die Qualität der männlichen Samen nicht ausreichend ist oder keine Ursache für die Unfruchtbarkeit gefunden werden kann.
Ein Gametentransfer ist indiziert bei unerklärbarer Sterilität und eingeschränkter Samenqualität. Hierbei handelt es sich um eine Alternative zur IVF. Eizellen und Samenzellen werden in den Eileiter gespritzt. Voraussetzung ist, dass mindestens ein Eileiter der Frau durchgängig ist.
Die Spermieninjektion ist indiziert bei stark eingeschränkter Samenqualität. Der Arzt bringt das Spermium direkt in die Eizelle ein. Das Verfahren kommt in Frage, wenn die Samenzellen die Eizellen weder im Körper der Frau noch im Reagenzglas befruchten können und die Frau trotz IVF-Behandlung nicht schwanger wird.
Die IVM ist indiziert bei gestörter Eizellreifung. Die In-Vitro-Maturation ist eine neue Technik, die nur von einigen Fruchtbarkeitskliniken angeboten wird. Der Arzt entnimmt unreife Eizellen aus den Eierstöcken der Frau und lässt diese im Reagenzglas unter dem Einfluss von Hormonen nachreifen. Das weitere Vorgehen entspricht der IVF oder der ICSI.
Die operative Spermiengewinnung aus Hoden oder Nebenhoden ist indiziert bei fehlendem/verschlossenem Samenleiter und eingeschränkter Samenqualität. Sind die Samenleiter verschlossen und können diese in einer Operation nicht wieder eröffnet werden können oder wenn sich die Spermien in der Samenprobe nicht bewegen, so kann die Spermiengewinnung aus dem Hoden oder Nebenhoden helfen. Dieses Verfahren kommt auch in Frage, wenn der Mann nicht ejakulieren kann.
Operative Verfahren sind indiziert bei Verwachsungen, verschlossenen Eileitern und verschlossenen Samenleitern.
Letzte Aktualisierung am 30.04.2021.