Die so genannte Krebsnachsorge beinhaltet regelmäßige Untersuchungen, die nach der Behandlung einer Krebserkrankung durchgeführt werden. Die Nachsorge setzt dann ein, wenn Operation, Chemotherapie, Bestrahlung und eventuell Hormontherapie abgeschlossen sind.
Der Arzt untersucht die Patientin vor allem auf das Vorliegen von Rezidiven (Rückfällen), neues Tumorwachstum, unerkannten Metastasen und späte Nebenwirkungen der Krebstherapie. Oft wird diesen Nachsorge-Terminen mit Angst und Besorgnis entgegengeblickt. Ein sehr wichtiges Anliegen der Nachsorge ist deshalb außerdem der Abbau von Ängsten und die Verbesserung der Lebensqualität.
Werden im Rahmen der Nachsorgeuntersuchungen innerhalb von fünf Jahren keine Rezidive oder neuen Tumoren festgestellt, sprechen Mediziner von einer Heilung der Krebserkrankung. Es existieren jedoch Expertenstimmen, die eine Erweiterung auf zehn Jahre für sinnvoll halten.
Die Nachsorgeuntersuchungen sollten in bestimmten Abständen erfolgen. Diese Abstände der Untersuchungstermine variieren abhängig von der jeweiligen Krebserkrankung und werden im Laufe der Zeit immer größer. So werden Nachsorgeuntersuchungen zu Anfang vielleicht täglich oder wöchentlich, dann alle paar Monate durchgeführt. In der Regel erfolgen die Nachsorgeuntersuchungen in den ersten drei Jahren nach der Krebserkrankung alle drei Monate, im vierten und fünften Jahr alle sechs Monate. Später muss eine Nachsorgeuntersuchung nur noch einmal im Jahr stattfinden.
Der Arzt führt dabei eine Tastuntersuchung der Brust durch und kann so Veränderungen des Brustgewebes und der Lymphabflusswege erfühlen. Außerdem sollte vor allem nach Brustkrebsoperationen mindestens einmal pro Jahr eine Mammographie der betroffenen Brust angefertigt werden. In besonderen Fällen und bei bestimmten Risikokonstellationen kann auch die Durchführung einer Magnetresonanztomographie sinnvoll sein. Häufig werden im Rahmen der Nachsorgeuntersuchung auch so genannte Tumormarker im Blut der Patientin bestimmt. Tumormarker sind körpereigene Substanzen, die einen Hinweis auf Krebs im Körper geben können. Wichtig für Brustkrebs sind vor allem CA 15-3 (CA= Cancer Antigen) und CEA (Carcinoembryonales Antigen). Es gibt jedoch auch Tumoren, bei denen diese typischen Tumormarker nicht erhöht sind. Bei primär Erhöhter Konzentration können die Tumormarker jedoch ein Verlaufsparameter in der Therapie und Nachsorge der Patientinnen sein.
Jedoch wird bei der Nachsorge nicht nur der Körper auf Veränderungen untersucht. Der Arzt versucht im Gespräch zu ermitteln, ob andere Probleme vorliegen, wie eine Veränderung des Appetits, Lymphödeme, Herzschwäche, Osteoporose oder das Auftreten von Schlafproblemen. Außerdem wird nach typischen Symptomen von Metastasen gefragt. Dazu zählen Luftnot, bauch- und Knochenschmerzen sowie Übelkeit. Treten solche Beschwerden auf, ist es sinnvoll beispielsweise die Lunge zu röntgen, eine Ultraschalluntersuchung der Leber durchzuführen oder die Knochen mittels einer Szintigraphie zu kontrollieren. Für Patientinnen ohne Symptome werden diese Untersuchungen jedoch nicht routinemäßig empfohlen.
Der Arzt soll die Patientinnen außerdem zu Lebensführung, Sport und Empfängnisverhütung beraten und ihnen helfen, die Lebensqualität nach der Erkrankung wieder zu verbessern. Viele Patientinnen haben große Angst vor den Nachsorgeuntersuchungen. Sie sollten deshalb wenn möglich nicht alleine zu solchen gehen, sondern in Begleitung einer vertrauten Person. Bei aller Unsicherheit die einem Nachsorgetermin vorausgeht, ist der Vorteil davon, Gewissheit zu haben, dass keine Metastasen (Tochtergeschwulste) vorliegen.
Neben der medizinischen Nachsorge ist es jedoch auch enorm wichtig, eine psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Denn das einschneidende Erlebnis einer Krebserkrankung ist oftmals schwer zu verarbeiten, nicht nur für den Betroffenen, sondern auch für seine Angehörigen. Hilfreich kann hier die Betreuung durch einen Psychotherapeuten oder Psychoonkologen oder der Austausch in einer Selbsthilfegruppe sein. Schließlich können im Rahmen der Nachsorge auch Rehabilitationsmaßnahmen organisiert werden.
Die Nachsorge nach einer Krebserkrankung erfüllt mehrere wichtige Funktionen. Zum einen sorgen regelmäßig durchgeführte Nachsorgeuntersuchungen dafür, dass ein Rezidiv des Tumors rechtzeitig erkannt wird, zum anderen können mögliche Begleit- und Folgeerkrankungen des Tumorleidens erfasst und behandelt werden.
Bei Krebspatientinnen liegt das Risiko für eine erneute Krebserkrankung nach einer bereits erfolgten Therapie schätzungsweise 60 Prozent höher als in der Durchschnittsbevölkerung. Daher ist es für diese Frauen besonders wichtig, sowohl die Nachsorgetermine wahrzunehmen, als auch an anderen Früherkennungsuntersuchungen, wie Gebärmutterhalskrebs- und Darmkrebsvorsorge, teilzunehmen. Schließlich ist es eine wichtige Aufgabe der Nachsorge, der betroffenen Patientin bei der Lösung und Verarbeitung von körperlichen, psychischen und sozialen Problemen zu helfen.
Die aktuellen Leitlinien der Krebsnachsorge werden jedoch von vielen Ärzten kritisiert. Im Mittelpunkt der Kritik steht vor allem die Suche nach Metastasen. Hat eine Frau keine typischen Beschwerden, fahndet der Arzt auch nicht nach Tochtergeschwulsten des Primärtumors. Beim Auftreten der ersten Symptome ist es für die Patientin jedoch oft schon zu spät um diese adäquat zu behandeln.
Letzte Aktualisierung am 22.04.2021.