Blutungen der Mutter bei der Geburt ihres Kindes sind zunächst als völlig normal anzusehen. Es gibt keine Entbindung, bei der es nicht blutet. Eine Frau kann bei der Entbindung sogar bis zu 15 Prozent ihrer Blutmenge verlieren, ohne dass Komplikationen auftreten oder eine Blutarmut entsteht. Vor der Geburt können zudem leichte Blutungen vom Muttermund ausgehen.
Starke Blutungen während einer Geburt sollten jedoch erst genommen werden. Sie stellen mit 25 Prozent eine der häufigsten Ursachen für Müttersterblichkeit weltweit dar. Jährlich sterben etwa weltweit etwa 140 000 Frauen an der Folge fulminanter Blutungen, die im Rahmen der Geburt auftreten. In Europa sterben etwa ein bis zwei von 100 000 Frauen an den Folgen von starken Blutungen bei der Entbindung.
Wann sind Blutungen während der Geburt bedrohlich?
Stärkere Blutungen, die während der Wehen auftreten (intrapartale Hämorrhagien), können jedoch unter Umständen eine ernsthafte Gefahr darstellen, die sofort ärztlich behandelt werden muss. Sie können vor allem durch Plazentakomplikationen, wie durch eine vorzeitige Plazentalösung von der Gebärmutterwand bedingt sein. Die Ursache einer vorzeitigen Ablösung des Mutterkuchens können beispielsweise Bauchverletzungen oder starke Blutdruckschwankungen während der Schwangerschaft sein.
Auch eine vor dem Muttermund liegende Plazenta (Placenta praevia) kann starke Blutungen bei der Geburt verursachen. Da eine Placenta praevia im Normalfall bei einer Ultraschalluntersuchung festgestellt wird, werden die meisten Fälle vor dem Einsetzen der Wehen diagnostiziert. Die Entbindung sollte dann zur Sicherheit mittels Kaiserschnitt erfolgen. Starke Blutungen während der Wehen sind daher wahrscheinlich eher auf eine vorzeitige Plazentalösung (Ablatio placentae) zurückzuführen, die zudem Schmerzen im Unterleib und eine fetale Mangelversorgung verursachen kann. Eine vorzeitige Plazentalösung tritt bei etwa einem Prozent aller Schwangeren auf.
Eine weitere Ursache für starke Blutungen der Mutter bei der Geburt ist ein Einreißen der Gebärmutter (Uterusruptur), was jedoch sehr selten passiert. Mögliche Ursachen einer Uterusruptur sind vorangegangene Entbindungen mit Hilfe einer Zange oder Saugglocke oder Operationen an der Gebärmutter.
Blutungen können auch infolge von Gerinnungsstörungen, wie der so ganennten Verbrauchs-Verdünnungskoagulopathie, auftreten. Im Rahmen dessen kann sich eine bedrohliche Fruchtwasserembolie entwickeln, die mit einer mütterlichen Sterblichkeit von bis zu 80 Prozent einhergehen kann.
Solche starken Blutungen während der Geburt können lebensbedrohlich werden. Für die Mutter besteht die Gefahr von Kreislaufstörungen, die sich bis hin zum Schock entwickeln können. Plazentakomplikationen können zudem für das ungeborene Kind lebensgefährlich werden, da häufig eine unzureichende Blutversorgung resultiert.
Was kann bei Blutungen während der Geburt unternommen werden?
Bei starken Blutungen ist manchmal eine Bluttransfusion notwendig. Elektrolyte und andere Flüssigkeiten werden durch die Gabe von Infusionen intravenös zugeführt, um einem Kreislafschock der Mutter entgegenzuwirken. Blutdruck und Puls werden außerdem kontinuierlich beobachtet (Monitoring). Oft ist bei starken Blutungen ein Kaiserschnitt nicht zu vermeiden, vor allem dann, wenn sich eine Mangelversorgung des Kindes abzeichnet. Wenn die Blutungen nur leicht sind, kann zunächst abgewartet werden. Jedoch müssen auch dann die Stärke der Blutung, die Herztöne des Babys und der Verlauf der Wehentätigkeit sorgfältig überwacht werden.
Sobald die stärke der Blutungen zunimmt oder die Herztöne des Kindes langsamer und unregelmäßiger werden, darf auch bei zunächst leichten Blutungen ein Kaiserschnitt nicht mehr aufgeschoben werden. Werden bei der Mutter Gerinnungsstörungen festgestellt, muss die Blutgerinnung durch die Gabe spezieller Medikamente verbessert werden. Dazu können beispielsweise Fibrinogenkonzentrate oder Blutgerinnungsfaktoren verabreicht werden. Nur so können die behandelnden Ärzte einen zu starken Blutverlust vermeiden.
Im Falle einer Uterusruptur müssen der Mutter so genannte Wehenhemmer verabreicht werden, um stärkere Blutungen durch das Zusammenziehen der Gebärmutter bei den Wehen zu vereiden. Zudem muss eine rasche Kaiserschnittentbindung des Kindes erfolgen.