Als Dammriss (Dammruptur) wird ein Riss des Damms unter der Geburt bezeichnet. Der Damm ist ein Teil der Beckenbodenmuskulatur, der sich zwischen Scheide und After befindet. Dieser ist vor allem durch das Austreten des Kindskopfes bei der Geburt stark beansprucht und kann dabei schnell einreißen.
Je nach Ausmaß unterscheidet man zwischen:
Der Dammriss ist die häufigste Mütterliche Geburtsverletzung. Während der Geburt spürt die Patientin das Einreißen des Dammes kaum. Allerdings kann ein großer oder ungünstig liegender Dammriss auch Wochen oder Monate nach der Entbindung Beschwerden machen. Dies ist vor allem beim Sitzen oder bei sportlichen Aktivitäten, sowie beim Geschlechtsverkehr der Fall.
Der Damm bildet die Grenze zwischen Scheidenausgang und dem After. Obwohl er sehr elastisch ist, kenn es bei einer Überdehnung des Damms durch den Kopf des Kindes bei der Entbindung zu Dammrissen kommen.
Der Kopf des Kindes wird im Verlauf der Geburt oft sehr schnell ausgepresst und übt somit einen starken Druck auf den Damm aus. Kleine Dammrisse können bei jeder Entbindung auftreten. Ausgeprägte Risse des Damms sind jedoch oft eine Folge von Vakuum- oder Zangenentbindungen. Auch bei sehr großen oder schweren Kindern kann es leicht zu Verletzungen des Damms kommen.
Ein Dammriss muss durch die Anbringung einer Naht (Dammnaht) wieder verschlossen werden. Bei Dammrissen höheren Grades, die sowohl Haut, als auch Muskulatur oder gar Schleimhaut betreffen, muss die Dammnaht schichtweise ausgeführt werden. In der Regel wird Nahtmaterial auch Vicryl oder Dextron verwendet. Ausgeprägte Dammrisse werden zudem meist in Narkose genäht.
Bei Frauen, die unter der Geburt höher gradige Dammrisse erleiden mussten, sollte im Wochenbett auf weichen Stuhl und eine weiche Kost geachtet werden. In den meisten Fällen wird zusätzlich eine Infektionsprophylaxe mit der Gabe von Antibiotika durchgeführt, um eine Entzündung im Bereich des Dammrisses zu vermeiden.
Einläufe, Zäpfchen oder Untersuchungen durch den Darm sollten in der ersten Zeit nach der Versorgung eines Dammrisses vermieden werden. Kurze Sitzbäder zur Reinigung der Wundnaht sowie eine gute Trocknung fördern die Wundheilung im Bereich des Damms. Ist die Muskulatur stark verletzt worden, kann es außerdem hilfreich sein, Blutergüsse mit Eispackungen oder speziellen Kompressen zu kühlen.
Die Einnahme von Entzündungshemmern, wie Ibuprofen oder Parazetamol, kann zudem den Rückgang der Schwellung fördern und die Durchblutung verbessern.
Die Hebammen und der Arzt können bei der Geburt den so genannten Dammschutz anwenden, um einem Dammriss vorzubeugen. Beim Dammschutz handelt es sich um einen speziellen Handgriff, bei dem die rechte Hand des Geburtshelfers den mütterlichen Damm umfasst, während die linke durch leichten Druck die Geschwindigkeit des durchtretenden kindlichen Kopfes reguliert.
Kleinere Dammrisse können so oftmals verhindert werden. Reicht der Dammschutz nicht aus, wurde früher sehr häufig ein Dammschnitt (Epistotomie) durchgeführt, um einem traumatischen Einreißen des Damms entgegenzuwirken. Dazu muss von der Scheide aus der Damm etwas eingeschnitten werden. Der Dammschnitt wird jedoch von Experten immer häufiger kritisiert, da nicht jeder gefährdete Damm unbedingt auch einreißen muss und viele Dammschnitte zu voreilig durchgeführt werden. Diese Kritik hat dazu geführt, dass Dammschnitte heute wesentlich seltener durchgeführt werden als früher.
Gerade in den letzten Jahren verzichten immer mehr Geburtshelfer darauf, einen Dammschnitt bei der Geburt auszuführen, da sich gezeigt hat, dass Dammrisse oft weniger traumatisch sind und häufig auch ohne Naht abheilen.
Schwangere Frauen können jedoch auch schon vor der Geburt mit einfachen Mitteln versuchen, einem Dammriss vorzubeugen. Schon in den ersten Monaten der Schwangerschaft kann dazu das Dammgewebe einmal wöchentlich mit speziellen Ölen massiert werden. Ab der 34. Schwangerschaftswoche sollten die Patientinnen diese Massagen dann täglich durchführen.
Wird ein Dammriss fachgerecht versorgt, ist die Prognose eines Dammrisses sehr gut. Eine funktionelle Beeinträchtigung des Afterschließmuskels ist in der Regel nicht zu befürchten.
Nach Dammschnitten hingegen, klagen Frauen häufiger über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, als es beim Dammriss der Fall ist.
Das Risiko für die Entstehung einer Stuhlinkontinenz oder Gasabgang nach der Geburt ist beim Dammschnitt und beim Dammriss etwa gleich groß. Sehr selten kann es zu so genannten Dammfisteln kommen, die eine länger anhaltende Stuhlinkontinenz mit sich ziehen. Es kann bis zu einigen Monaten dauern, bis sich die Funktion des Afterschließmuskels nach einem Dammriss wieder vollständig normalisiert hat.
Letzte Aktualisierung am 23.04.2021.