Ein Kaiserschnitt, der auch Sectio caesarea oder Schnittentbindung genannt wird, ist eine operative Geburt über die Bauchdecke der werdenden Mutter. Mittlerweile kommen etwa 25 Prozent aller Kinder in Deutschland über einen Kaiserschnitt zur Welt. Die Tendenz zur Durchführung von Schnittentbindungen ist weiter steigend. Dies liegt zum einen am hohen Anteil erstgebärender Frauen, zum anderen an der Furcht vor möglichen Zangen- oder Saugglockengeburten. Viele Kaiserschnitte werden heute auch auf persönlichen Wunsch der Mutter durchgeführt, ohne dass eine medizinische Notwendigkeit besteht.
Neben dem individuellen Wunsch der Mutter, ihr Kind durch einen Kaiserschnitt zu entbinden, gibt es auch zwingende medizinische Gründe, die dir Durchführung einer Schnittentbindung erfordern.
Dazu zählen:
Bezüglich des Zeitpunktes eines Kaiserschnittes unterscheidet man zwischen einer primären und einer sekundären Schnittentbindung. Die primäre Sektio ist ein geplanter Kaiserschnitt, der vor dem Beginn der Wehentätigkeit und des Blasensprungs stattfindet.
Liegt ein medizinischer Grund für eine Schnittentbindung vor oder hat die Mutter den Wunsch, per Kaiserschnitt zu entbinden, kann dieser geplant und ein Wunschtermin festgelegt werden. Eine sekundäre Schnittentbindung wird nach begonnenem Geburtsverlauf durchgeführt, um eine Gefahr von Mutter und Kind abzuwenden.
Dies kann notwendig werden, wenn:
Eine sekundäre Sektio wird in der Regel in Vollnarkose durchgeführt.
Beim Kaiserschnitt öffnet der Arzt in einer Operation die Bauchdecke der Mutter oberhalb des Schambeins durch einen quer verlaufenden Schnitt (Pfannenstiel-Querschnitt). Ein weiterer Schnitt eröffnet die Gebärmutter. Seit einigen Jahren wird von vielen Operateuren auch eine neue Technik, die sogenannte Misgav-Ladach-Methode, angewandt, die das Gewebe mehr schonen soll. Dabei werden die Gewebsschichten nicht mit einem Skalpell durchtrennt, sondern nur angeritzt und dann auseinandergezogen.
Wenn die Gebärmutter eröffnet ist, wird das Wasser der Fruchtblase wird abgesogen und das Kind herausgehoben. Nach Absaugung und Abnabelung wird das Kind der Hebamme zur Erstversorgung übergeben. Im Anschluss entfernt der Operateur alle Teile des Mutterkuchens aus der Gebärmutter. Danach werden die Wunden vernäht. Falls nötig, wird eine Wunddrainage (Redon) unter die Muskelhaut gelegt, damit das Wundsekret besser abfließen kann.
In manchen Kliniken wird dieser Eingriff in Vollnarkose durchgeführt, in anderen in einer rückenmarksnahen Betäubung (Periduralanästhesie oder PDA) oder der spinalen Anästhesie, bei der die Gebärende ansprechbar, aber schmerzfrei bleibt. Der Vater kann in den meisten Kliniken mit in den Operationssaal, um das Kind nach der Geburt in Empfang zu nehmen.
Für die Mutter sind die ersten Tage nach einem Kaiserschnitt meist sehr anstrengend.
Die schmerzende Wunde schränkt die Bewegungsmöglichkeiten sehr stark ein. Zudem berichten viele Mütter nach einem Kaiserschnitt, dass ihnen das Erlebnis der natürlichen Geburt fehlt.
Ein Kaiserschnitt ist in der Regel mit einem höheren Risiko für Mutter und Kind verbunden als eine natürliche Geburt. Auch wenn die Kaiserschnittentbindung heute zu den Routineoperationen zählt und die mütterliche Sterberate unter anderem durch moderne Narkoseverfahren deutlich gesunken ist, bringt die Schnittentbindung mehr Komplikationen mit sich, als die natürliche Geburt. Die Mütter leiden aufgrund der schmerzenden unter weitaus größeren Bewegungseinschränkungen als nach einer natürlichen Geburt.
Die mütterliche Sterblichkeitsrate nach Kaiserschnitten ist zudem etwa drei Mal höher als bei natürlichen Geburten. Für das Neugeborene besteht nach einem Kaiserschnitt ein erhöhtes Risiko für Atemstörungen. Bei natürlichen Geburten wird in der Passage des Geburtskanals das Fruchtwasser aus dem Atmungsorganen des Kindes herausgepresst. Dieser Vorgang findet bei einer Kaiserschnittentbindung nicht statt. Zwar wird das Fruchtwasser nach der Schnittentbindung aus der Luftröhre des Kindes abgesaugt, dennoch müssen die Neugeborenen häufig aufgrund einer zunächst unzureichenden Sauerstoffversorgung vorübergehend intensiv überwacht werden.
Bei einer natürlichen Geburt wird das Herz-Kreislauf-System des Kindes zudem aufgrund der Ausschüttung von Stresshormonen auf die eigenständige Leistung nach der Geburt vorbereitet. Auch dies entfällt beim Kaiserschnitt. Frauen, die ihr erstes Kind mit Hilfe eines Kaiserschnitts zur Welt gebracht haben, haben zudem bei einer zweiten Entbindung häufiger Komplikationen, als Frauen, die zuvor vaginal entbunden haben.
Erfolgte die erste Geburt durch einen Kaiserschnitt, erhöhten sich verschiedene Risiken bei der zweiten Geburt: Dazu gehören Fehllagen des Embryos oder des Mutterkuchens (Plazenta), Blutungen (Hämorrhagien) vor der Geburt, verzögerte Wehentätigkeit und ein Notfall-Kaiserschnitt. Auch Einrisse der Gebärmutter, Frühgeburten und ein geringes Geburtsgewicht sowie Totgeburten wurden häufiger beobachtet. Die Anzahl von Todesfällen bei Neugeborenen war dagegen unverändert.
Liegt aufgrund verschiedener Faktoren eine Risikoschwangerschaft vor, ist eine Entbindung durch Kaiserschnitt meist unumgänglich. Dabei gibt es wenige Ausnahmen, wie beispielsweise ein Missverhältnis des kindlichen Kopfes zum mütterlichen Becken. In diesem Fall kann alternativ zur Sectio caesarea auch die Möglichkeit erwogen werden, eine so genannte Schambeintrennung vorzunehmen.
Eine weitere Alternative des Kaiserschnittes besteht heute in der Einleitung einer künstlichen Frühgeburt. Ist ein Kaiserschnitt nicht zwingend notwendig, sollte immer eine natürliche Geburt angestrebt werden. Auch ein vorangegangener Kaiserschnitt muss kein zwingender Grund für einen erneuten Kaiserschnitt sein.
Letzte Aktualisierung am 29.04.2021.