Der so genannte Baby-Blues (Heultage) ist eine leichte und kurzfristige Form der Depression und Melancholie, die besonders häufig bei jungen Frauen direkt nach der Geburt ihres ersten Kindes auftritt. Der Baby-Blues kann bis zu einer Woche nach der Geburt anhalten. Die jungen Mütter leiden dabei unter einer unerklärlichen Traurigkeit und weinen viel. Stimmungsschwankungen nach der Geburt sind als normal anzusehen. Etwa 50 bis 70 Prozent aller jungen Mütter erleben nach der Geburt einen Baby-Blues.
Man geht heute davon aus, dass sich der Baby-Blues aufgrund von Hormonstörungen und einem Absinken der Sexualhormone entwickelt, die mit der Geburt auftreten. Zudem scheinen auch Anpassungsschwierigkeiten an die neue und ungewohnte Situation eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Baby-Blues zu spielen.
Man weiß heute außerdem, dass Frauen, die bereits depressive Phasen erlebt haben, anfälliger sind für die Entstehung eines Baby-Blues oder gar einer Wochenbettdepression.
Auch die Erwartungshaltung der Mutter an sich selbst, scheint eine große Rolle zu spielen. Aus dem Konflikt zwischen dem Anspruch, eine perfekte Mutter sein zu wollen und der Angst, etwas falsch zu machen, entsteht ein großer psychischer Druck. Einige Frauen haben auch Angst, nach der Geburt an Attraktivität verloren zu haben.
Der Baby-Blues äußert sich zunächst durch Stimmungsschwankungen und eine erhöhte Reizbarkeit. Er entsteht meist innerhalb der ersten Tage nach der Entbindung. Im weiteren Verlauf entwickelt sich bei den Betroffenen ein Gefühl der Niedergeschlagenheit und Traurigkeit. Zudem leiden die Patientinnen meist unter Schlafproblemen, Konzentrationsstörungen und Stimmungsschwankungen. Der Baby-Blues erreicht seinen Höhepunkt etwa drei bis fünf Tage nach der Geburt und klingt in der Regel bis zum zehnten Tag wieder ab.
Für die Diagnose eines Baby-Blues ist der typische Verlauf das entscheidende Kriterium. Der Baby-Blues entwickelt sich meist unmittelbar nach der Geburt. Er beginnt häufig mit einer harmlos erscheinenden Traurigkeit und Melancholie. Typisch ist ein Höhepunkt dieser Niedergeschlagenheit am dritten bis fünften Tag nach der Entbindung. Die Beschwerden bessern sich meist sehr schnell wieder und sind in der Regel nach zehn Tagen komplett verschwunden.
Bei einem länger als zehn Tage andauernden Baby-Blues, der sich möglicherweise sogar noch verstärkt hat, sollten die Betroffenen aufmerksam werden. Hier könnte es sich um eine beginnende Wochenbettdepression handeln, die schwerer verläuft als der Baby-Blues und meist medikamentös behandelt werden muss. Sie kann sich bis zu einem Jahr nach der Geburt des Kindes langsam und schleichend entwickeln.
Die als eher harmlos anzusehenden Heultage junger Mütter müssen zudem von der seltenen, jedoch ernst zu nehmenden postpartalen Psychose unterschieden werden. Dabei sind die Frauen nicht nur gereizt sondern meist aggressiv, haben Halluzinationen, eine gänzlich veränderte Persönlichkeit und stellen eine Gefahr für sich und das Neugeborene dar.
Auch die postpartale Psychose wird medikamentös behandelt. Meist müssen die Frauen stationär aufgenommen und überwacht werden, bis sich ihr Zustand bessert.
Die Therapie besteht vor allem in Psycho- und Gesprächstherapien und einer intensiven Betreuung durch geschulte Personen. In vielen Fällen sind beratende und tröstende Gespräche mit dem Frauenarzt oder der Hebamme schon eine große Erleichterung für die Patientin. Die Betroffenen sollten Ängste und Gefühle nicht verdrängen, sondern offen aussprechen. In der Regel bessert sich der Baby-Blues innerhalb von zehn Tagen von selbst, ohne dass die Patientin auf die Einnahme von Antidepressiva angewiesen ist.
Von der Anwendung rezeptfreier Stimmungsaufheller, wie beispielsweise Johanniskraut, raten Experten vor allem stillenden Müttern ab. Unterstützung und Zuwendung durch die Familie können zudem einen großen Beitrag leisten, damit sich das Nervenkostüm der jungen Mutter wieder besser stabilisiert. In Deutschland existieren außerdem Selbsthilfeorganisationen, wie der Verein „Schatten und Licht", die Umfassende Informationen sowie Adressen zu spezialisierten Therapeuten und Kliniken bereitstellen.
Der Baby-Blues geht im Normalfall innerhalb von einigen Tagen nach der Geburt langsam wieder zurück und bleibt in der Regel ohne Folgen für Mutter und Kind. Bleibt der Baby-Blues nach zehn Tagen jedoch weiter bestehen, muss der Verdacht einer postnatalen Depression gestellt werden.
Die postpartale Depression dauert wesentlich länger an als der Baby-Blues und muss meist medikamentös behandelt werden.
Letzte Aktualisierung am 22.04.2021.