97 Prozent aller Geburten in Deutschland finden in einer Klinik statt. Nur in größeren Städten gibt es die Möglichkeit, zwischen einer ambulanten Geburt im Geburtshaus oder der Entbindung in der Hebammen- oder Arztpraxis zu wählen. Daneben entscheiden sich heute auch immer mehr Frauen für die Möglichkeit einer so genannten Wassergeburt, die in einigen Kliniken in Deutschland angeboten wird.
Kliniken sind optimal für eine Entbindung ausgestattet. Tritt ein Notfall ein, ist in einem Krankenhaus die schnellste und beste Versorgung für Mutter und Kind gewährleistet. Hier stehen im Falle einer Frühgeburt Kinderärzte bereit, die sich um das Baby kümmern. Bei Problemen während der Austreibungsphase kann in der Klinik schnell mit einer Saugglocke oder Geburtszange weitergeholfen werden. Im Notfall kann ein Kaiserschnitt in schnellstmöglicher Zeit durchgeführt werden. Viele Kliniken veranstalten Informationsabende für werdende Eltern, bei denen sich die Ärzte und Hebammen vorstellen und ein Rundgang durch den Kreißsaal angeboten wird. Durch gezielte Fragen können die Eltern zudem herausfinden, ob die jeweilige Klinik für sie in Frage kommt. Folgende Punkte können zu einer besseren Entscheidungsfindung der Eltern beitragen:
Viele Kliniken bieten zudem, neben der streng medizinisch kontrollierten Geburt auch moderne Methoden der Entbindung an. Hierzu zählen
Für die werden Eltern ist es vor allem wichtig, sich rechtzeitig zu entscheiden, welche der Geburtsmethoden in Frage kommt und welche Klinik die gewünschte Methode anbietet. Eine Teilnahme an Geburtsvorbereitungskursen hilft bei der Entscheidungsfindung ebenso wie ein ausführliches Gespräch mit Hebammen und Ärzten einer Klinik.
Jeder Mutter, ob sie zu Hause, ambulant oder stationär in der Klinik entbunden hat, steht bis zum zehnten Tag nach der Geburt Hebammenhilfe zu. Für die Nachsorge in der Wochenbettphase kommt die Hebamme mindestens einmal täglich ins Haus und überprüft den Gesundheitszustand von Mutter und Kind. Sie kontrolliert die Rückbildung der Gebärmutter, die Abheilung der Nabelwunde und hilft Ihnen bei Problemen mit dem Stillen.
Eine Alternative zur "klassischen" Geburt in der Klinik sind so genannte ambulante Geburten in einer Arztpraxis, einer größeren Hebammenpraxis oder einem Geburtshaus. Zunehmend werden ambulante Entbindungen auch in Krankenhäusern angeboten. Das erste Geburtshaus wurde 1982 in Berlin gegründet. Seit Anfang der neunziger Jahre entstanden in allen größeren Städten Deutschlands Geburtshäuser, die von freiberuflichen Hebammen geführt werden. In diesen Einrichtungen wird der Gebärenden mehr Recht zur Mitbestimmung eingeräumt. Außer der Anbringung eines CTG wird weitestgehend auf moderne Medizintechnik verzichtet. Nur bei abweichenden Geburtsverläufen werden Ärzte hinzugezogen oder die Verlegung in eine Klinik erwogen.
Der wesentliche Vorteil dieses Konzeptes besteht in der kontinuierlichen Betreuung der Schwangeren durch eine Hebamme während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Diese ganzheitlichen Konzepte wurden durch die Gesellschaft für Geburtsvorbereitung e.V. mitentwickelt. Gerade für Frauen, die nicht auf die Sicherheit einer medizinisch überwachten Geburt verzichten möchten, aber dennoch die Geborgenheit ihrer häuslichen Umgebung gerade in den ersten Tagen nach der Entbindung nicht missen wollen, ist die ambulante Entbindung möglicherweise die richtige Lösung. Eine ambulante Entbindung kann meist mit einer Hebamme Ihrer Wahl stattfinden. Mutter und Kind bleiben nach einer ambulanten Entbindung nur wenige Stunden unter Beobachtung und können dann gemeinsam nach Hause gehen.
Ambulante Geburten werden heute vermehrt auch in Kliniken angeboten. Begünstigt durch das Interesse der Krankenkassen an kostengünstigen Modellen sind auch die Krankenhäuser an einem möglichst kurzen Aufenthalt ihrer Patientinnen interessiert. Gleichzeitig begrüßen viele Frauen dieses Modell, weil es eine hohe Sicherheit für Mutter und Kind während der Geburt verspricht, ihnen aber zugleich ermöglicht, die Klinik einige Stunden nach der Geburt wieder zu verlassen. Dafür nehmen die Frauen folgende Nachteile einer Klinikentbindung in Kauf:
Zu Hause finden in der heutigen Zeit allerdings nur noch wenige Geburten statt. Viele Schwangere scheuen sich, die Verantwortung für die Geburt voll und ganz zu übernehmen. Wenn allerdings die Schwangerschaft problemlos verlaufen ist, die Frau gesund ist und auch sonst keine Risiken bekannt sind, ist eine Hausgeburt nicht gefährlicher als eine medizinisch kontrollierte Geburt im Krankenhaus. Die Hausgeburt sollte allerdings von einer erfahrenen Hebamme geleitet werden.
Voraussetzung für eine Hausgeburt ist zudem, dass die Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft gewissenhaft wahrgenommen wurden, um Abweichungen vom normalen Schwangerschaftsverlauf im Vorfeld auszuschließen. Es gibt zahlreiche freiberufliche Hebammen, die von den behandelnden Gynäkologen empfohlen werden können. Werdende Mütter, die eine Geburt zu Hause planen, sollten sich frühzeitig mit der Hebamme in Verbindung setzen. Viele Hebammen bieten Informationstreffen und Geburtsvorbereitungskurse an. Die Vorteile einer Hausgeburt sind vor allem:
Falls es während einer Hausgeburt zu ernsten Problemen kommt, wird die Hebamme eine Einweisung ins Krankenhaus veranlassen .Bei jeder Geburt können jedoch auch Komplikationen auftreten, die eine sofortige Operation oder andere invasive medizinische Maßnahmen notwendig machen. So können auch ohne Vorwarnungen schlechte Herzfrequenzmuster auftreten, die die sofortige Durchführung eines Kaiserschnitts erfordern. Auch in der Nachgeburtsperiode können beispielsweise Blutungen auftreten, die sofort behandelt werden müssen. In solchen Situationen sind durch den Zeitverlust während des Transportes in das nächste Krankenhaus gesundheitliche Schäden für Mutter und Kind möglich.
Die natürliche Geburt, bei der die Frau die Geburtsstellung selbst wählen kann und die natürliche Geburt nicht durch die Gabe von Medikamenten beeinflusst wird. Eine hockende, sitzende, kauernde oder kniende Gebärhaltung beispielsweise, ist schon seit dem Altertum bekannt und bis vor etwa 200 Jahren war auch in Europa die halbsitzende Stellung im Bett sowie die sitzende Position im Schoße des Mannes oder einer Helferin üblich. Die aktive Geburtshaltung wurde abgelöst von der passiven Position, bei der die Frauen liegend im Bett entbinden.
Die Schwangere hat im Hocken, Sitzen, Knien oder Stehen in der Regel mehr Kraft um den Geburtsverlauf durch Mitpressen zu unterstützen. Die aufrechte Gebärhaltung verbessert zudem nicht nur die Atmung, sondern auch die Durchblutung der Gebärmutter und des Mutterkuchens (Plazenta). Heute bevorzugen werdende Mütter wieder zunehmend eine Geburt im Hocken, Stehen, Knien oder Vierfüßlerstand, bei der sie aktiv mitwirken können. Die übliche Rückenlage im Bett ist für den natürlichen Geburtsablauf ungünstig. Hebammen und Krankenhäuser bieten verschiedene Gebärmöglichkeiten in aufrechter Position an. Dabei können zusätzliche Hilfsmitteln wie der Gebärhocker, der Gebärstuhl, der Partoball, das Geburtsseil oder das Geburtsrad zum Einsatz kommen.
Eine geburtshilfliche Neuerung in einigen Krankenhäusern ist ein spezielles Gebärbett (Vitalux-Entbindungsbett), das erlaubt sowohl eine horizontale wie auch eine vertikale natürlichen Gebärhaltungen erlaubt. Durch elektrische Höhenverstellung von Mittelteil, Rückenlehne und Beckenhub über Fernbedienung kann die Gebärende die bequemste Position einnehmen. Das Bett bietet verschiedene Sitzflächen, um den Partner in beruhigender Körpernähe zur Gebärenden bei der Geburt mit einbeziehen zu können.
Bei der Methode der sanften Geburt steht nicht die leichte oder schmerzarme Entbindung im Vordergrund. Vielmehr wird sehr viel Wert darauf gelegt, wie mit dem Neugeborenen in den ersten Minuten und Stunden nach der Entbindung verfahren wird. Die Beteiligten sollen das Kind liebevoll in Empfang nehmen und eine Verlängerung des Geburtsstress durch medizinische Maßnahmen vermeiden. Vielmehr wird das Neugeborene der Mutter direkt auf den Bauch gelegt, sodass beide zunächst Zeit haben, sich kennen zu lernen. Die Nabelschnur wird zunächst nicht durchtrennt, was die Atmung des Kindes erleichtern soll. Heute ist jedoch in fast allen Kliniken ein sanfter Umgang mit dem Kind nach der Geburt selbstverständlich, so lange es nicht auf sofortige ärztliche Hilfe angewiesen ist.
Eine Wassergeburt, die von vielen Frauen als sehr entspannend empfunden wird. Die Methode der Wassergeburt ist in vielen Völkern und Kulturen schon seit langer Zeit bekannt. Am Amazonas klammern sich die Frauen vieler Urwaldvölker seit Urzeiten an Mangroven, während sie im Fluss ihre Babys gebären. Auf Hawaii nutzten schon immer viele Frauen Süßwasserteiche zwischen Moos und schattigen Bäumen zur Entbindung. Überall dort, wo warmes Wasser nicht weit war, lag offenbar auch die Wassergeburt nahe.
Seit etwa 20 Jahren bieten zunehmend mehr Kliniken und Geburtshäuser die Methode der Wassergeburt an. Sie gilt als eine der sanftesten Geburtsmethoden, die für Mutter Schmerzlinderung und Stressminderung für das Kind bedeutet. Die Bewegungen unter Wasser können helfen, das Becken zu lockern und somit für einen leichteren, schnelleren und sanfteren Geburtsverlauf sorgen Auch der Damm wird bei einer Wassergeburt mehr geschont. Der Auftrieb des Wassers gibt der Frau zudem einen natürlichen Halt. Für das Kind ist der gesamte Geburtsablauf ist weniger anstrengend, da durch die größere Entspannung der Mutter das Kind weniger Stress erlebt. Der Übergang vom Fruchtwasser in warmes Wasser soll dem Baby den Beginn seines Erdenlebens erleichtern. Das Kind ist nach der Entbindung nur wenige Sekunden unter Wasser. Es erhält es zu diesem Zeitpunkt noch genügend Sauerstoff über die Nabelschnur. Der natürliche Atemschutzreflex des Babys verhindert zudem, dass Wasser in die Lunge des Kindes eindringen kann. Es besteht somit im Normalfall keine Gefahr, dass das Baby ertrinkt.
Sobald das Baby an die Wasseroberfläche kommt und nachdem die Haut im Gesicht mit Luft in Berührung kommt, wird der Atemreflex ausgelöst. Mittlerweise müssen auch diejenigen, die sich für eine Hausgeburt entschieden haben, nicht auf eine Wassergeburt verzichten. Es gibt immer mehr Verleihfirmen, die verschiedene, transportable Gebärbecken anbieten. Die Wassergeburt ist jedoch noch immer bei vielen konservativen Geburtshelfern umstritten. Diese kritisieren oft, dass für das Kind ein erhebliches Infektionsrisiko besteht. Zudem ist der Blutverlust der Mutter ist unter Wasser kaum abzuschätzen. Wasser unter 37° C verringert Blutungen. Nur wärmeres Wasser könnte die Blutung verstärken, weshalb die Beckentemperatur stets von Arzt oder Hebamme überwacht werden sollte. Die ständige Überwachung der kindlichen Herztöne mit einem konventionellen Wehenschreiber (CTG) ist im Wasser unmöglich. Eine Kontrolle kann nur mit einem Hörrohr von Zeit zu Zeit durchgeführt werden. Problemfälle können inzwischen jedoch mit einem wassertauglichen CTG-Gerät kontrolliert werden.
Letzte Aktualisierung am 30.03.2021.