Als Wochenbett, auch Kinderbett oder lateinisch Puerperium genannt, wird der sechs- bis achtwöchige Zeitraum nach der Geburt bezeichnet. Im Krankenhaus wird die junge Mutter nach der Entbindung mit ihrem Kind auf eine Wochenbettstation verlegt. Dort können sich Erstgebärende bei den Schwestern über alles Notwendige informieren und sich die wichtigsten Handgriffe zeigen lassen. In den meisten Krankenhäusern ist ein so genanntes „Rooming-In" möglich, das heißt, die Mutter hat das Kind bei sich im Zimmer.
In der Zeit des Wochenbetts kann sich der mütterliche Organismus von schwangerschafts- und geburtsbedingten Veränderungen regenerieren. In der Wochenbettphase ist die körperliche Beanspruchung der Mutter sehr groß, da neben der Ausheilung der geburtsbedingten Wunden auch die physiologische Rückbildung und das Ankurbeln der Milchproduktion parallel bewältigt werden müssen. Bereits jetzt nehmen die Eierstöcke wieder ihre Funktion auf, was zu einer zusätzlichen Umstellung im Hormonsystem führt.
In den Tagen nach der Geburt kommt es außerdem häufig noch zu Nachwehen, also Kontraktionen der Muskulatur innerhalb der Gebärmutter (Uterus). Diese dienen der Rückbildung des Uterus und werden besonders durch das Stillen und den damit verbundenen Ausstoß des Hormons Oxytocin unterstützt. Die Kontraktionen werden unterschiedlich schmerzhaft empfunden. Besonders Mehrgebärende erleben diese Wochenbettwehen als sehr schmerzhaft.
In der Zeit des Wochenbetts haben die jungen Mütter den so genannten Wochenfluss (Lochien), der der Ausschwemmung von abgestorbenem Material und Wundgewebe aus der Gebärmutter dient. Der Wochenfluss hält etwa sechs Wochen an. Zu Beginn ist der Ausfluss noch blutig (drei bis fünf Tage), danach einige Tage bräunlich, dann schmutzig-gelblich und nach ungefähr drei Wochen grau-weißlich. Der Geruch ist fade und nicht übel riechend. Dieser auch als Lochien bezeichnete Wundfluss jedoch ist als hochinfektiös anzusehen.
Bei nicht stillenden Frauen können die Menstruationsblutung und der normale Zyklus nach sechs bis acht Wochen wieder beginnen. Bei stillenden Müttern kann es unter Umständen etwa länger dauern, bis sich wieder ein normaler Zyklusverlauf einstellt. Jedoch schützt Stillen in keinem Fall vor einer erneuten Schwangerschaft.
Neben all diesen physischen Umstellungsreaktionen bedeutet das Wochenbett zudem auch eine psychische Belastung für die jungen Mütter. Bis zu 70 Prozent entwickeln einen so genannten Baby-Blues, eine Niedergeschlagenheit, die sich aufgrund der Hormonumstellung und der neuen belastenden Situation innerhalb der ersten Tage nach der Geburt vorübergehend entwickelt. In der Regel ist diese niedergedrückte Stimmung jedoch spätestens zehn Tage nach der Entbindung wieder vorüber.
Nach der Geburt sollte die Mutter mit dem Geschlechtsverkehr noch warten, bis die Lochien vorüber sind. Die so genannten Lochien (Wochenfluss) enthalten Wundsekret aus der Wundfläche, die nach der Geburt an der Wand der Gebärmutter entstanden ist. Sie enthalten zudem Reste der Plazenta sowie Blutkoagel und sind meist hochinfektiös. Aus diesem Grund ist besonders darauf zu achten, möglichst keine Keime aus dem Wundfluss an die Brust oder anderweitig in die Nähe des Säuglings bringen. ausreichendes Händewaschen sollte selbstverständlich sein.
Die Vorlagen sollten zudem nach jedem Toilettengang gewechselt werden. Die Menge des Wochenflusses beträgt zu Beginn etwa 100 bis 200 ml und nimmt im Verlauf des Wochenbettes kontinuierlich ab. Verändert sich der Geruch oder die Farbe des Wochenflusses sollte dies dem behandelnden Arzt mitgeteilt werden.
Nach spätestens sechs Wochen sollte jedoch auch bei Beschwerdefreiheit der Frauenarzt zur Kontrolle aufgesucht werden. Dieser Kontrolliert unter anderem den Verlauf der Uterusrückbildung. Die Gebärmutter sollte sich nach etwa sechs Wochen bis zu ihrer ursprünglichen Größe zurückgebildet haben.
Der Arzt überprüft dies anhand des Fundusstandes (Oberkante der Gebärmutter). In den ersten zehn Tagen erfolgt die Rückbildungskontrolle noch täglich, danach nur noch wöchentlich oder alle zwei Wochen.
Folgender Fundusstand ist im Wochenbett normal:
Die jungen Mütter können durch begleitende Maßnahmen die Rückbildung der Gebärmutter und anderer Organe zusätzlich unterstützen. Dazu zählen frühes Aufstehen und ausreichende Bewegung, Wochenbettgymnastik, Stillen sowie eine Regulierung der Darmentleerung.
Wenn in der Zeit des Wochenbetts Blutungen oder Fieber auftreten, sind dies Hinweise auf mögliche Komplikationen, denen nachgegangen werden muss. Blutungen sind ein Zeichen für eine gestörte Wundheilung oder Gebärmutterrückbildung, Fieber hingegen deutet auf Infektionen im Wochenbett, so genannte puerperale Infektionen, hin. Zu diesen zählen das Kindbettfieber und die Brustentzündung (Mastitis).
Allerdings kann auch schon ein so genannter Milchstau, welcher bei ungünstigem Verlauf in eine Mastitis übergehen kann, mit erhöhter Temperatur verbunden sein. Als weitere Komplikationen im Wochenbett können Thrombosen oder Embolien entstehen, wie sie auch nach Operationen und Langstreckenflügen häufiger auftreten. Zu den psychischen Komplikationen zählen die Wochenbettdepression und die Wochenbettpsychose.
Letzte Aktualisierung am 23.04.2021.