Viele junge Mütter klagen vor allem in der ersten Zeit der Stillperiode über Probleme beim Stillen ihres Kindes. ES gibt hingegen nur sehr wenige Frauen, die nicht stillen können. Nur bei etwa zwei Prozent aller jungen Mütter klappt das Stillen überhaupt nicht.
Häufige Stillprobleme werden im Folgenden zusammenfassend aufgeführt:
Eine falsche Saugtechnik kann durch eine so genannte Saugverwirrung bei gleichzeitiger Fläschchen oder Schnullergabe, oder durch andere kindliche Probleme entstehen, wie beispielsweise ein verkürztes Zungenbändchen oder bestimmte Erkrankungen.
Auch bei spannenden Brüsten infolge des initialen Milcheinschusses kann das Kind Schwierigkeiten bekommen, die Brustwarze richtig zu erfassen. Das Problem kann auch dadurch bedingt sein, dass das Kind die Brustwarze und den Warzenhof etwas asymmetrisch in den Mund genommen hat. Schmerzen beim Stillen können auch nach einer problemlosen Stillperiode auftreten. In einem solchen Fall kommen andere potenzielle Ursachen vor, wie beispielsweise eine Pilzinfektion (Soor-Infektion). Auch bei einem Milchstau treten während des Stillens Schmerzen auf, weil der Milchfluss behindert wird.
Ein Ablehnen der Brust durch das Kind kann ebenfalls verschiedene Ursachen haben. Oft ist ein Neugeborenes trinkfaul und schwach, beispielsweise durch die Erschöpfung nach einer anstrengenden Geburt, wegen Anpassungsschwierigkeiten nach einem Kaiserschnitt oder infolge von Medikamenten, die der Mutter während der Geburt verabreicht wurden. Es kann jedoch eine Erkrankung oder Geburtsverletzung des Kindes vorliegen, was bei Trinkschwäche immer von ärztlicher Seite ausgeschlossen werden sollte.
Eine Ablehnung der Brust kann jedoch auch durch eine so genannte Saugverwirrung entstehen. Dabei kann es vorkommen, dass ein Kind die Brust seiner Mutter nicht mehr akzeptiert, weil es zwischenzeitlich mit der Saugflasche gefüttert wurde. Auch Schnuller oder Saughütchen können denselben Effekt haben, weil die Saugtechnik an ihnen anders ist als an der Brust. Auch psychische Ursachen können zur Ablehnung der Brust führen, wie Reizüberflutungen des Kindes durch zu viel Hektik und zu viele Besucher.
Wunde Brustwarzen sind leider ein sehr häufiger Grund von vorzeitigem Abstillen. Sie entstehen meistens ebenfalls durch falsche Anlegetechnik oder falsche Saugtechnik des Kindes. Es können zudem beim Kind eventuell medizinische Saugprobleme vorhanden sein, die von einer Stillexpertin oder vom Kinderarzt abgeklärt werden müssen.
In einigen Fällen kann auch eine bakterielle oder eine Pilzinfektion (Soor-Infektion) die Ursache wunder, schmerzender Brustwarzen sein, die nicht abheilen. In solchen Fällen ist eine medikamentöse Behandlung erforderlich. Im Falle einer Brustdrüsenschwellung entsteht der große Druck in den Brüsten meist nicht durch zu große Milchmengen, sondern durch einen Aufstau von Lymphe im Zwischendrüsengewebe.
Bei abweichenden Formen der Brustwarze besteht die mögliche Problematik darin, dass das Kind die Brustwarze nicht ausreichend erfassen und deshalb nicht an ihr saugen kann.
Blutungen aus der Brust können eine Folge von wunden Brustwarzen oder vom Zerreißen (Rupturen) kleinster Gefäße während des Saugens sein. Manche Frauen haben eine Veranlagung zu diesen Gefäßrupturen. Eine schmerzlose Blutung kann bei Frauen mit besonderen Brustwarzenformen durch Tragen eines Brustwarzenformers ausgelöst werden. Auch Ödeme beim initialen Milcheinschuss sowie gewisse gutartige Veränderungen in der Brust, wie eine Papilloma, können zu Blutungen führen. Am häufigsten treten Blutungen bei Erstgebärenden auf.
Die Entstehung von weißen Bläschen auf der Brust kann verschiedene Ursachen haben. Sie können sowohl durch ein starkes Saugen des Kindes, als auch durch ein dünnes überschüssiges Häutchen auf der Brustwarze oder die Verstopfung einer Talgdrüse verursacht werden und sind meist harmlos.
Zu viel Milch in der Brustdrüse resultiert meist aus einer zunächst noch unzureichenden hormonellen Regulation der Milchbildung. Erst im Laufe der Wochen stellt sich die Milchbildung auf die Bedürfnisse des Kindes ein. Ein Milchüberschuss ist oft auch mit einem überschießenden Milchspenderreflex verbunden.
Eine unzureichende Milchproduktion ist zwar von vielen Müttern gefürchtet, tritt jedoch nur selten auf. Die Ursachen dafür, dass ein Kind zu wenig Milch bekommt können ein zu seltenes oder zu kurzes Anlegen, exzessiver Schnullergebrauch oder die Gabe von zu viel Tee oder Wasser sein, das den Durst des Kindes reduziert. Nur in seltenen Fällen löst ein medizinisches Problem eine verminderte Milchproduktion der Mutter aus.
Zu diesen möglichen Ursachen zählen:
Zudem muss auch beachtet werden, dass die meisten Kinder, die gestillt werden, wesentlich häufiger trinken als Flaschenkinder. Dies lässt die Mütter vermuten, ihre Milch könnte nicht ausreichen. Still Kinder müssen sich jedoch bei der Nahrungsaufnahme wesentlich mehr anstrengen als Flaschenkinder, weshalb sie früher aufhören zu trinken und deshalb auch früher wieder Hunger bekommen.
Bei einem Milchstau liegt meist eine mechanische Behinderung des Milchflusses vor (Verstopfung der Milchgänge) oder die Milch wird beim Stillen ungenügend entleert. Ein Milchstau kann äußerst schmerzhaft für die Mutter sein. Wird er nicht behandelt, kann sich daraus eine Brustentzündung entwickeln.
Im Falle einer Brustentzündung können Bakterien über die Milchporen in die Brust gelangen und sich dort vermehren. Zu fast 95 Prozent handelt es sich dabei um den Keim Staphylokokkus aureus. Dieses Bakterium gelangt in der Regel von der Mutter oder dem Pflegepersonal zu den Händen und in den Nasenrachenraum des Kindes und von dort zur Brustwarze. Wunde Brustwarzen, Brustwarzenrhagaden und ein Milchstau können die Entstehung einer Mastitis fördern.
Viele Mütter reagieren auf Probleme beim Stillen mit der Schlussfolgerung, dass es bei ihnen generell nicht klappt, und stillen ab. Stillprobleme lassen sich jedoch mit der Unterstützung kompetenter Hebammen oder Stillberaterinnen in den Griff bekommen. Viele Stillprobleme können zudem durch ein gutes Stillmanagement in der Entbindungsklinik von vornherein vermeiden.
Die Behandlung von Stillproblemen basiert überwiegend auf Tradition und Erfahrungen von Müttern und Fachleuten. Die Wirksamkeit einiger Methoden wurde in Studien untersucht, bei den meisten steht dies noch aus. Es gibt große Unterschiede in der Behandlung von Stillproblemen, die von Stillberaterin zu Stillberaterin und von Krankenhaus zu Krankenhaus variieren.
Wenn Stillen schmerzhaft ist, sollte zunächst die richtige Saug- und Anlegetechnik von einer Fachkraft kontrolliert und gegebenenfalls korrigiert werden, um die Entstehung wunder Brustwarzen zu vermeiden. Damit das Baby effektiv aus der Brust trinken kann, muss es nicht nur die Brustwarze selbst, sondern auch den größten Teil des Warzenhofs mit einsaugen.
Auch bei wunden Brustwarzen ist die richtige Anlegetechnik meist der entscheidende Punkt. Nach der Korrektur des richtigen Anlegens sollte die Wunde mit der Zeit von alleine abheilen. Unterstützend kann zudem die Stillposition regelmäßig gewechselt wird (Wiegegriff, Rückengriff, im Liegen und über der Schulter). Auch das Antrocknen von Muttermilch an der Brustwarze soll die Wundheilung fördern.
Da Feuchtigkeit die Haut aufweicht und die Gefahr einer Verletzung erhöht, sollte die Mutter die Brustwarzen nach dem Stillen an der Luft trocknen lassen. Wenn Milch zwischen den Stillmahlzeiten ausläuft, sollten Stilleinlagen getragen und häufig gewechselt werden.
Wenn die Wunde trotz richtigen Anlegens und richtigen Saugverhalten seitens des Kindes nicht abheilt, liegt möglicherweise eine Infektion der Brustwarze mit Bakterien oder Hefepilzen vor, die ärztlicher Behandlung bedarf.
Wenn unerträgliche Schmerzen an der Brust die Mutter am Stillen hindern oder das Kind erbricht, weil es geschlucktes Blut nicht vertragen kann, kann eine Stillpause eingelegt werden. Die Patientin sollte die Milch mit der Hand ausstreichen, oder mit einer besonders schonenden Milchpumpe abpumpen, um Milchstau zu vermeiden und die Milchproduktion aufrecht zu erhalten.
Die Anwendung von Lanolin (Wollfett) wird bei wunden Brustwarzen häufig empfohlen. Ergebnisse klinischer Studien, die die Wirksamkeit von Lanolin untersuchten, sind widersprüchlich. Es scheint jedenfalls nicht zu schaden. Bei sehr trockener Haut kann es unterstützend wirken.
Viele Salben, Cremes und Öle können wunde Brustwarzen zum Teil noch verschlimmern und sollten deshalb sparsam eingesetzt werden. Viele Frauen empfinden zudem die Anwendung von Rotlicht als angenehm und erleichternd. Ärzte warnen jedoch davor, da das Rotlicht die Haut austrocknen und somit die Wundheilung verzögern kann.
Wenn das Kind die Brust der Mutter ablehnt, kann Ungeduld und Forcieren des Trinkens nicht nur erfolglos sein, sondern auch zur dauerhaften Brustverweigerung führen. Manche Krankenschwestern oder Mütter drehen den Kopf des Babys in Richtung Brust oder schieben die Brustwarze in den unwilligen Mund. Dies kann einen Reflex hervorrufen, bei dem das Baby die Zunge aufwärts gegen den Gaumen schiebt und so das Saugen unmöglich macht.
Es sollte in regelmäßigen Zeitintervallen vorsichtig versucht werden, den Suchreflex auszulösen. Zudem sollte die Mutter keine strikten Stillzeiten einhalten, sondern eher nach Bedarf stillen, wenn das Kind Hunger angibt. Manche Kinder verweigern die Brust auch nach intensiv schmeckenden Mahlzeiten der Mutter, wie Knoblauch oder Pfefferminz. Die Mutter sollte dann nach Möglichkeit auf derartige Speisen vorübergehend verzichten. Während einer Phase, in der das Kind nicht trinkt, sollte die Brust ausgestrichen oder die Milch abgepumpt werden, um die Milchproduktion aufrecht zu erhalten.
Im Falle einer Brustdrüsenschwellung wird die Brustwarze durch Spannung und Schwellung flach ausgezogen und das Kind kann Schwierigkeiten bekommen, Brustwarze und Warzenhof zum trinken zu fassen. Es muss deshalb so viel Milch abgepumpt oder ausgestrichen werden, dass die Brustwarze vom Kind wieder zu fassen ist. Die beste Behandlung von Brustdrüsenschwellung ist deren Vorbeugung, indem das Kind häufig (etwa alle zwei Stunden) und mit der richtigen Technik angelegt wird.
Das Ausmaß der Brustdrüsenschwellung nimmt außerdem mit jeder Geburt ab. Erstgebärende leiden am häufigsten darunter. Nach Anwendung von feuchter Wärme kann geschultes Personal durch eine Tiefdruckmassage die gestaute Lymphflüssigkeit in Richtung der Lymphbahnen abführen. Eine falsche Anwendung der Tiefdruckmassage von Unerfahrenen schadet allerdings mehr als es nützt. Nach dem Stillen soll die Brust für 15 bis 20 Minuten gekühlt werden, beispielsweise durch die Auflage von kalten Quarkwickeln oder Eisbeuteln. Besonders bewährt hat sich auch die Anwendung von Weißkohlblättern, mit denen die Brust eingehüllt werden kann, nachdem die Oberfläche der einzelnen Kohlblättern durch Beklopfen oder Auswalzen geöffnet wurde.
Auch Frauen mit besonderen Brustwarzenformen können ihr Kind in der Regel voll stillen, wenn sie eine professionelle Unterstützung erhalten. Bei Stillproblemen infolge einer Schlupfwarze lässt sich diese oft durch sanften Druck auf den Warzenhof zwischen Daumen und Zeigefinger herausdrücken. Die Brustwarzenform "bessert" sich häufig im Laufe der Schwangerschaft und der Stillzeit und steht mit jedem Kind weiter hervor. Die Anwendung von Stillhütchen kann, wenn effektives Stillen anders nicht möglich ist, in Erwägung gezogen werden. Auch hierzu ist jedoch professionelle Anleitung notwendig. Die modernen Stillhütchen sollen - im Gegensatz zu den alten Modellen - nicht zur Verringerung der Milchbildung führen.
Blutungen aus der Brust reduzieren sich meist im Laufe der Stillzeit oder hören ganz auf. Auch wenn Blutungen aus der Brust auftreten, kann die Frau prinzipiell stillen, wenn die Milch nicht zu stark kontaminiert ist und vom Kind akzeptiert wird. Die Mutter soll sich nicht erschrecken, wenn das Kind Blut spuckt.
Bei Verdacht auf eine Soor-Infektion der Brust muss ein Arzt aufgesucht werden. Die Krankheit wird medikamentös durch lokale Anwendung behandelt. Dabei müssen sowohl Mutter als auch das Kind müssen therapiert werden, auch wenn die Symptome nur bei einem der beiden auftreten. Falls eine lokale Anwendung nicht hilft, werden zusätzlich Medikamente zum Einnehmen eingesetzt. Ein Weiterstillen ist jedoch erlaubt.
Ob man eine übermäßige Milchproduktion künstlich reduzieren sollte und kann, ist umstritten. In der Stillberatung wird meist dazu geraten, das Kind pro Mahlzeit nur an einer Seite anzulegen. Durch dieses Vorgehen soll die Milchproduktion weniger stimuliert werden, als wenn immer beide Seiten angeboten werden. Wenn das Kind innerhalb einer Stunde wieder an die Brust will, soll dieselbe Brust angeboten werden, wie bei der letzten Stillmahlzeit. Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist, dass das Kind so die Gelegenheit hat, die Brust ausreichend zu leeren und erhält somit auch die Hintermilch. Kalte Umschläge sollen den Druckschmerz lindern und die Milchmenge reduzieren. Die Milch sollte auf keinen Fall abgepumpt werden, da die Milchproduktion so nur noch mehr angeregt wird.
Bei Verdacht auf eine ungenügende Milchproduktion sollte eine Zufütterung nur auf medizinische Indikation hin und möglichst nur vorübergehend erfolgen. Zufüttern führt mit der Zeit zur Reduktion der Milchproduktion. Es entsteht ein Teufelskreis, und es besteht die Gefahr, dass das Kind mit der Zeit vollständig abgestillt wird. Erfahrene Stillstillspezialisten können feststellen, ob eine unzureichende Milchproduktion tatsächlich besteht oder ob Missverständnisse vorliegen. Sie können die Ursache herausfinden und suchen nach Lösungen.
Für die Behandlung eines bestehenden Milchstaus ist es wichtig, zunächst die Ursache zu erkennen und zu beheben. Zum Entleeren der gestauten Milch sollte die Mutter alle zwei Stunden oder häufiger stillen und jedes Mal mit der betroffenen Brust anfangen. Dabei sollte das Baby beim Stillen so angelegt werden, dass sein Kinn zur betroffenen Stelle zeigt. Ist das Kind mit dem häufigen Stillen nicht einverstanden, sollte die Milch ausgestrichen oder abgepumpt werden. Entwickelt sich eine Brustentzündung, muss diese meist mit Antibiotika behandelt werden. Das Kind kann dabei jedoch in den meisten Fällen weitergestillt werden.
Beginnt das Kind mit dem Zahnen ist es vor allem wichtig zu wissen, das Zahnen kein Grund zum Abstillen ist. Die WHO empfiehlt, dass Kinder sechs Monate voll- und mindestens bis zum zweiten Geburtstag nach Bedarf weitergestillt werden sollen, ein Alter also, in dem die meisten Kinder schon voll bezahnt sind. Beiß das Kind vor oder nach dem Stillen in die Brust, sollte man ihm eine Alternative zum Beißen anbieten (wie beispielsweise einen gekühlten Beißring).
Bei Schlafmangel und dem Gefühl der Erschöpfung kann es oftmals helfen, das Kind abends müde zu machen, beispielsweise durch ein Bad gegen 20 Uhr, und es bis zur Spätmahlzeit wach zu halten. Die letzte Mahlzeit am Tag sollte das Kind maximal sättigen. Zudem kann überschüssige Milch in Fläschchen gesammelt werden, sodass auch der Partner das Kind nachts füttern kann.
Letzte Aktualisierung am 29.03.2021.