Kaum ein Thema wird so sehr von klugen Ratschlägen wie die Schwangerschaft und die Geburt. Jeder trägt etwas zur Diskussion bei, hat einen vermeintlich guten Tipp oder alt hergebrachte Bauernregeln auf Lager. Doch was ist dran an den Babymythen?
Geschlechtsbestimmung - ganz ohne Ultraschall?
Lässt sich das Geschlecht des Ungeborenen tatsächlich während der Schwangerschaft auch ohne komplizierte Ultraschalluntersuchung feststellen? Der Volksmund zumindest behauptet es. So deute die Übelkeit in den ersten Schwangerschaftsmonaten auf ein Mädchen, eine spitze Bauchform während der Schwangerschaft auf einen Jungen hin. Alles Quatsch, sagen Experten. Weder das Unwohlsein, unter dem viele Schwangere in den ersten Wochen leiden, noch die Form des Bauches lasse einen Hinweis auf „Männlein" oder „Weiblein" zu. Während man die Ursache für die Übelkeit in hormonellen Veränderungen im Körper vermutet, hängt die Form des Bauches von der Körperform und -haltung der Schwangeren ab.
Um Märchen handelt es sich leider auch bei anderen vermeintlichen Bestimmungsmerkmalen des Geschlechts: Sodbrennen soll einen Jungen ankündigen, die Lust auf Süßspeisen sowie das Auftreten von Pickeln und brüchigem Haar ein Mädchen. Der Weg zum Arzt, um einen Ultraschall durchführen zu lassen, ist nach wie vor die einzige Möglichkeit, eine verlässliche Aussage zu treffen - bei allen anderen „Methoden" liegt die Trefferwahrscheinlichkeit bei 50 Prozent.
Geschichten rund um's Stillen
Schwangere mit eher kleinen Brüsten machen sich oft Sorgen, dass sie zu wenig Milch zum Stillen haben. Dabei hängt die Menge der Muttermilch nicht von der Größe der Oberweite ab, wissen Experten. Auch hier spielen die Hormone eine Rolle und zeichnen sich für das Anwachsen des Busens während der Schwangerschaft verantwortlich. Studien geben übrigens auch Entwarnung bei Befürchtungen, dass durch das Stillen eine Hängebrust entsteht. Die größte Gewebedehnung findet während der Schwangerschaft statt. Danach kann bedenkenlos gestillt werden, ohne die Bikinifigur auf's Spiel zu setzen.
Leider trifft auch die Annahme nicht zu, dass stillende Mütter durch das Geben der Brust automatisch an Gewicht verlieren. Zwar ist der Kalorienbedarf während des Stillens deutlich erhöht - Fachleute sprechen von 500 bis 700 Kilokalorien -, ob und wie viele Kilos purzeln hängt aber von der Ernährung ab. Heißhunger ist da wenig förderlich. Eine Stilldiät, wie sie früher üblich war, um Koliken beim Neugeborenen zu vermeiden, kann aber auch der falsche Weg sein. Denn eine einseitige Ernährung schadet Mutter und Kind gleichermaßen. Wichtig ist, dass ausgewogen gegessen wird.
Mythos Mond
„Bei Vollmond kommen die meisten Kinder zur Welt." - Dies behauptet der Volksmund und liegt einmal mehr weit daneben. Denn die Mondphasen beeinflussen das Einsetzen der Wehen überhaupt nicht, wie Studien zeigen. Dass früher, vor der Verbreitung des künstlichen Lichts, der Mondschein eine Rolle gespielt hat, lässt sich allerdings nicht ausschließen.
Saure Gurken mit Erdbeermarmelade und Fisch
Tatsächlich entwickeln viele Schwangere einen Appetit auf die unmöglichsten Dinge. Experten sind sich jedoch uneins, ob es sich hierbei um den Versuch des Körpers handelt, einen Nährstoffmangel auszugleichen. Während einige dies vermuten, halten andere dagegen, der Körper könne den Nährstoffgehalt eines Lebensmittels nicht im Vorhinein einschätzen und ein Verlangen nach genau dieser Speise entwickeln. Der Heißhunger in der Schwangerschaft bleibt also vorerst ein Geheimnis.
Einig ist man sich in der fachkundigen Welt jedoch, dass werdende Mütter, die Lust auf Ungenießbares wie Lehm oder Erde haben, sofort ein Arzt aufsuchen sollten. Die so genannte Appetitstörung „Pica" kann nämlich tatsächlich auf deutliche Mängel hindeuten, die unbedingt ausgeglichen werden sollten.
Dass Schwangere für zwei essen müssen, ist übrigens - teilweise - Unfug. Der Kalorienbedarf steigt zwar an, verdoppelt sich aber nicht. Ab dem vierten Monat geht man von etwa 250 Kilokalorien mehr pro Tag aus. Das rechtfertigt aber nicht den hemmungslosen Verzehr ganzer Sahnetorten. Vielleicht lieber eine saure Gurke?
Letzte Aktualisierung am 28.06.2010.