Nicht wenige Paare entscheiden sich bewusst dazu, ein gemeinsames Leben ohne Kinder
zu führen. Die Gründe für die Beziehung ohne Kinderwunsch sind vielfältig. Ein nicht
zu unterschätzender Faktor ist sicherlich die Tatsache, dass dank des medizinischen
Fortschritts und der Einführung der Antibabypille in den 1960er-Jahren die Kontrolle der
Fortpflanzung wesentlich erleichtert wurde. Auch treten junge Menschen im Schnitt immer
später in das Berufsleben ein und haben eine andere Vorstellung des Zusammenlebens
mit dem Partner.
Die Möglichkeiten der Empfängnisverhütung brachten neue Sichtweisen auf die
Familienplanung mit sich. So hat sich in vielen Beziehungen die Vorstellung durchgesetzt,
nur dann Kinder zu bekommen, wenn die Eltern in der Lage sind, diese optimal zu
versorgen. Eine Voraussetzung dieser Lebenseinstellung ist die finanzielle und berufliche
Absicherung vor dem Kinderkriegen. Tritt eine solche nicht ein, zum Beispiel aufgrund
der angespannten wirtschaftlichen Lage, fehlen aus Sicht des Paares die Grundlagen für
einen akuten Kinderwunsch.
Aber nicht nur die eigene aktuelle Situation hat einen bedeutenden Einfluss auf den
Wunsch junger Paare, Kinder in die Welt zu setzen. Auch Erfahrungen aus der eigenen
Kindheit, mit den eigenen Eltern, prägen den späteren Umgang mit dem Thema. Sind die
eigenen Eltern bereits früh mit dem Nachwuchs konfrontiert gewesen, neigen sie eventuell
dazu, ihren Kindern von genau derselben Vorgehensweise abzuraten. Diese Eindrücke
prägen und führen mitunter zu einer Verzögerung oder gar einem Ausbleiben des eigenen
Kinderwunsches.
Forscher beobachten bei Paaren, die sich bewusst für ein kinderloses Zusammenleben
entschieden haben, eher eine berufs- und karriereorientierte Lebensweise sowie einen
deutlichen Hang zur eigenen Unabhängigkeit. Ein Zusammenspiel von Beruf und Kindern
ist aus Sicht dieser Paare oft nicht vorstellbar. Die Entscheidung zwischen Kindern und
Job fällt dann eben nicht selten zugunsten der Erwerbstätigkeit aus. Gerade Frauen
streben hierbei in vielen Fällen ein Ausbrechen aus der tradierten Rolle als Hausfrau und
Mutter an.
Obgleich jeder Mensch für sich eine Lebensweise mit oder ohne Kinder wählt, treffen die
meisten Paare diese Entscheidung gemeinsam. Und die Entscheidung gegen Kinder wirkt
sich auch auf das Zusammenleben aus. Wie Studien zeigen, suchen absichtlich kinderlose
Paare häufiger nach gemeinsamen Interessen und Aktivitäten und gehen öfter zusammen
aus, als dies bei Eltern der Fall ist. Gleichzeitig sind Frauen in diesen kinderlosen
Partnerschaften tendenziell weniger kompromissbereit und neigen im Konfliktfall eher
dazu, die Beziehung zu beenden.
Letzte Aktualisierung am 18.01.2011.