Zu Beginn einer Beziehung machen sich die Machtinteressen der einzelnen Partner noch so gut wie gar nicht bemerkbar. Anfangs nimmt jeder Rücksicht auf den anderen und hält sich in vielen Situationen mit seinen wahren Ansprüchen zurück. Respekt und das Zurückstellen eigener Bedürfnisse legen den Grundstein für eine Beziehung. Doch niemand ist in der Lage, diesen Zustand bis zur Selbstaufgabe auf Dauer durchzuhalten. Denn in jeder Lebenslage bestimmt das Recht des Stärkeren, der den Ton angibt, wohin die Reise geht. Besonders Frauen werden angesichts ihrer hart erkämpften Rechte nicht bereit sein, sich dem Mann in einer Partnerschaft bedingungslos unterzuordnen. Und wo zwei Menschen denselben Machtanspruch durchsetzen wollen, entstehen Konflikte und Reibereien.
Die „Gleichberechtigten" werden so zu Konkurrenten in der Frage, wer die wichtigen Entscheidungen trifft und vorgibt, wie die Rahmenbedingung der Beziehung auszusehen haben. Und es wird mit allen Mitteln gekämpft. Da sich der Mann jahrhundertelang auf seine körperliche Überlegenheit verlassen konnte, ist er den Fähigkeiten der Frau, durch feinfühliges, manipulatives Handeln an das gewünschte Ziel zu kommen, oft ausgeliefert. Das Erziehen des Partners ist dabei jedoch einen Anspruch, bei dem sich beide Geschlechter kaum von einander unterscheiden. Hier entstehen Streitigkeiten, da sich niemand gerne mit Zwang verbiegen lässt. Der Zwang besteht hier übrigens in erster Linie durch unterschwellige Kritik des anderen, wenn man sich selbst nicht nach dessen Idealvorstellungen verhält.
Um den Konflikt zu lösen, müssen beide Partner von ihrer Vorstellung abrücken, aus dem jeweils anderen den für sie perfekten Menschen machen zu können. Hierbei sollte man sich stets vor Augen halten, welche Auswirkungen es auf die Beziehung hätte, wenn der andere Teil bedingungslos nach der eigenen Pfeife tanzen würde. In aller Regel ist dies ein kaum erstrebenswerter Zustand. Ein höriger Partner verliert jeden Reiz, der Beziehung mangelt es schnell an der nötigen Würze und Spannung. Daher ist es von großer Bedeutung, dem anderen das Recht auf Selbstbestimmung nicht abzusprechen und ihm die für ihn nötigen Freiräume zu lassen. Eine Beziehung, in der beide Partner ihre eigenen Bedürfnisse in den Grenzen des gegenseitigen Respekts ausleben können, kann auch auf lange Sicht bestehen, ohne dass bei den Partnern Langeweile und spannungslose Routine aufkommt. In solchen Beziehungen kommt es dann auch nicht darauf an, wer der Stärkere ist und das Sagen hat.
Letzte Aktualisierung am 08.02.2011.