Ein Thema, das seit Jahren immer wieder diskutiert wird, ist die Pille danach. Bislang muss eine Frau, die eine ungewollte Schwangerschaft befürchtet, einen Gynäkologen aufsuchen und sich von ihm ein Rezept für die Notfallverhütung verschreiben lassen.
Befürworter der Rezeptpflicht sind vor allem Abtreibungsgegner. Mit einem Schwangerschaftsabbruch ist die Pille danach jedoch nicht gleichzusetzen, denn das Präparat verzögert lediglich den Eisprung und verhindert so, dass Spermien und Eizellen aufeinandertreffen und eine Befruchtung der Eizelle überhaupt stattfinden kann. Ist eine Befruchtung bereits erfolgt, ist auch die Pille danach wirkungslos.
Die EU-Kommission hat nun entschieden, dass die Pille danach künftig auch in Deutschland rezeptfrei in Apotheken erhältlich sein wird. Zunächst wird nur das Medikament Ellaone (Wirkstoff Ulipristalacetat) ohne Rezept verkauft. Pidana mit dem Wirkstoff Levonorgestrel ist die Alternative zu Ellaone. Obwohl es bereits länger auf dem Markt und damit besser erforscht ist, bleibt Pidana in Deutschland weiterhin verschreibungspflichtig.
Um den Frauen die Wahl zwischen beiden Medikamenten zu ermöglichen, soll auch Pidana schnellstmöglich von der Rezeptpflicht befreit werden. Beide Präparate haben Vor- und Nachteile: Ellaone ist fast doppelt so teuer wie Pidana. Allerdings kann Ellaone bis zu 120 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eine Schwangerschaft verhindern. Pidana muss spätestens 72 Stunden nach dem Sex eingenommen werden, dafür ist das Präparat besser erforscht und es liegen mehr Daten zu Nebenwirkungen vor. Ellaone, seit 2009 im Einsatz, liefert zwar weniger gesicherte Daten, scheint hingegen vor allem bei Frauen, die mehr als 75 Kilo wiegen, besser zu wirken als Pidana.
Viele sehen in der Freigabe der Pille danach einen wichtigen Schritt für die Selbstbestimmung der Frau. Tatsächlich ist es gerade für Frauen in ländlichen Gegenden oft schwierig am Wochenende oder an den Feiertagen einen Arzt zu finden, der Bereitschaft hat und zeitnah ein Rezept ausstellen kann. Auch für junge Mädchen, die vielleicht zögern, einen Arzt aufzusuchen, kann die rezeptfreie Erhältlichkeit eine niedrigere Hemmschwelle bedeuten. So kann der Gang in die Apotheke möglicherweise eine ungewollte Teenager-Schwangerschaft verhindern helfen.
Voraussichtlich wird die Pille danach ab dem Frühjahr dieses Jahres in deutschen Apotheken rezeptfrei erhältlich sein.
aktualisiert am 13.01.2015