Fast jede Schwangere ist von verstärktem Harndrang betroffen, der sich bereits als frühes Anzeichen ab der zweiten Woche bemerkbar macht. Und mehr als die Hälfte aller werdenden Mütter leiden unter vorgeburtlicher Blasenschwäche oder ungewolltem Harndrang: Inkontinenz, die vermehrt im ersten und im dritten Trimester auftritt.
Gegen das „Grundproblem“ sind Schwangere machtlos. Denn die hormonelle Umstellung führt beinahe sofort zu einer stärker durchbluteten Niere, Veränderungen in Eileiter und Gebärmutter und einem beschleunigten Stoffwechsel. Damit steigt auch der Flüssigkeitsumsatz des Körpers.
Das SchwangerschaftshormonProgesteron ist für die erhöhte Urinproduktion verantwortlich. Das HormonRelaxin bereitet den Körper auf die Geburt vor, entspannt und lockert zugleich die Muskulatur, Muskeln und Bänder des Beckenbodens, der unteren Wirbelsäule und des Schambeins. Dadurch verändert sich die Lage der Blase und Harndrang ist schwerer zu kontrollieren: Inkontinenz bei Anstrengung, Laufen, Lachen, Husten ist möglich. Spezielle Beckenboden-Gymnastik wirkt vorbeugend.
Gegen Mitte des dritten Schwangerschaftsmonats verändert sich die Lage des Uterus und dieser beginnt, auf die Blase zu drücken. Mit dem Wachstum des Fötus nimmt auch dieser Druck zu und wirkt sich oft störend aus. Die Blasenschwäche hält oft weit über die Geburt hinaus an. Eine dritte Ursache für mehr Harndrang und unkontrollierten Urinverlust sind Blasenentzündungen.
Eine gut trainierte Beckenbodenmuskulatur kann verhindern, dass während der Schwangerschaft Inkontinenz auftritt. Zu verschiedenen Hilfsmitteln und Übungen beraten Hebamme und Gynäkologe.
Weitere Maßnahmen unterstützen und wirken vorbeugend:
Verstärkter Harndrang und gelegentliche „spontane“ Inkontinenz sind bei werdenden Müttern vollkommen normal und kein Grund, sich zu schämen. Nehmen die Beschwerden allerdings massiv störende Ausmaße an, gilt es, die Ursachen abzuklären. Löst das Wasserlassen Schmerzen, Brennen und Unbehagen aus, tritt Fieber auf oder findet sich Blut im Urin, ist ein Besuch beim Arzt notwendig. Dem Baby zuliebe stehen nicht alle Medikamente zur Verfügung, die außerhalb einer Schwangerschaft gegen Blasen- oder Niereninfektionen helfen. Auch die Einnahme pflanzlicher Heilmittel ist unbedingt mit dem Gynäkologen abzuklären.
Blasen- und Nierenbeschwerden lässt sich vorbeugen:
Weitere Beschwerden wie Inkontinenz gehen auf eine Gebärmuttersenkung zurück. Frauen, die häufig schwer heben müssen oder mit Übergewicht zu kämpfen haben, sind besonders gefährdet. In einigen Fällen ist von Natur aus schwaches Bindegewebe verantwortlich. Therapiemaßnahmen sind hier ebenfalls Beckenbodengymnastik, ein chirurgischer Eingriff oder ein Pessar.
Eine schwere Geburt in Rückenlage ist häufig verantwortlich für eine anhaltende Beckenbodenschwäche. Die empfohlenen Vorbeugungsmaßnahmen zahlen sich für die Zeit nach der Geburt aus. Acht bis zehn Wochen nach einer Entbindung hilft gezielte Rückbildungsgymnastik, wieder in Form zu kommen und alle betroffenen Strukturen zu kräftigen. Üblicherweise geben sich die meisten Probleme dieser Art sechs bis acht Wochen nach einer Geburt: Der Körper benötigt ein wenig Zeit und Geduld, um sich zu regenerieren.
Letzte Aktualisierung am 16.01.2024.