Bei der (vorzeitigen) Plazentalösung kommt es zu einer plötzlichen teilweisen oder vollständigen Lösung des regelrecht implantierten Mutterkuchens (Plazenta) von der Gebärmutterwand vor der Geburt des Kindes. Eine mütterliche Perfusion des Mutterkuchens ist nicht mehr gewährleistet.
Eine Plazentalösung tritt häufig bei Schwangeren auf, die über 30 Jahre alt sind, Bluthochdruck haben, rauchen oder bei Myomen. Die Häufigkeit der vorzeitigen Plazentalösung beträgt circa 1 Prozent, wobei ein erhebliches Wiederholungsrisiko besteht (Größenordnung 5 bis 15 Prozent).
Man unterscheidet zwischen großflächigen oder randständigen Ablösungen des Mutterkuchens (Abruptio plazentae marginalis oder totalis), bei der das Blut abfließen kann und welches für das Kind akut lebensgefährlich ist. Auf der anderen Seite gibt es auch zentrale Ablösungen, bei denen der noch intakte Rand des Mutterkuchens die Blutung abdichtet. Die Mutter verliert hierbei kein oder nur wenig Blut über die Scheide.
Die Plazentalösung gehört zu den geburtshilflichen Notfällen, da sowohl Kind als auch Mutter erheblich Blut verlieren. Sie erfordert den sofortigen Kaiserschnitt.
Die Ätiologie der vorzeitigen Lösung ist bislang unklar. Vermutet wird, dass in den meisten Fällen degenerative Veränderungen in den kleinen Arterien, zu Thrombosen und vor allem zur Ruptur der Gefäße führen, wodurch ein Hämatom entsteht. Eine Plazentalösung kann also durch die Bildung eines Hämatoms hinter der Plazenta hervorgerufen werden.
Dieses Hämatom kann durch verschiedene Faktoren entstehen, diese können sein:
Zudem nimmt die Gefahr der Plazentalösung mit jedem Kind zu. In mehr als 50 Prozent der Fälle bleibt die Ursache der vorzeitigen Plazentalösung unklar. Bei drei von zehn Betroffenen ist eine Präeklampsie die Mitursache. Aufgrund der dadurch zum Teil hervorgerufenen Gefäßschäden kommt es vermutlich zu einer Veränderung der Haltfläche des Mutterkuchens.
Die Plazentalösung selbst ist schmerzlos. Es kommt jedoch häufig nach der Ablösung zu wehenartigen, schmerzhaften Krämpfen in der Gebärmutter.
Zudem können folgende Beschwerden auftreten:
Beim Kind lassen sich im CTG starke Veränderungen erkennen, welches als so genannte fetale Distress (fetal distress) bezeichnet wird. Es finden sich vor allem Zeichen des akuten Sauerstoffmangels. Dabei führen kleinere Ablösungen der Plazenta zu einem gleichbleibenden, schnellen Puls. Größere Ablösungen führen hingegen zu einem dauerhaft erniedrigten Puls. Im schlimmsten Fall sind keine kindlichen Herztöne mehr nachweisbar.
Löst sich der Mutterkuchen ab, also die Versorgungszentrale für das ungeborene Kind, so kommt es zu einer Minderversorgung des Fötus. Ist mehr als die Hälfte des Mutterkuchens abgelöst, so kann das Kind in der Gebärmutter nicht mehr überleben. Je nach Größe der abgelösten Fläche, kommt es zu einem Blutverlust welches unter Umständen zum Schock führen kann.
Im Falle einer Plazentalösung erfolgt eine notfallmäßige Klinikeinweisung. Nach dem kurzen Abtasten des Bauches folgt ein Ultraschall. Eine vaginale Untersuchung sollte nur dann durchgeführt werden, wenn der Operationssaal für einen Kaiserschnitt bereitsteht.
Zudem werden Laboruntersuchungen durchgeführt, dabei kommt der Gerinnungsdiagnostik besondere Bedeutung zu, da durch die Aktivierung der Gerinnungskaskade ein verstärkter Verbrauch von Thrombozyten und Gerinnungsfaktoren auftritt.
Außerdem erhält die Schwangere mehrere venöse Zugänge, um bei Bedarf über die Gabe von Blutkonserven oder Blutersatzstoffen den Kreislauf schnell stabilisieren zu können. Blutdruck, Puls, Flüssigkeitszufuhr und Urinausscheidung werden dabei ständig überwacht.
Differentialdiagnostisch sollte man bei einer vorzeitigen Lösung der Plazenta, vor allem an folgende Erkrankungen denken:
Die Behandlung ist vor allem vom Zustand des Kindes abhängig. In der Regel wird bei lebendem und überlebensfähigem Kind oder bei einer Gefährdung der Mutter sofort ein Kaiserschnitt durchgeführt.
Ist jedoch das Kind bereits tot oder noch nicht weit genug entwickelt, um außerhalb der Gebärmutter überleben zu können, wird normalerweise eine vaginale Geburt angestrebt. Kommt es jedoch aufgrund von Blutungen zum Schockzustand, so sollten Blutkonserven gegeben werden.
Bei einer Plazentalösung liegt die Mortalität der Mutter bei etwa einem Prozent, die des Kindes ist abhängig von dessen Gewicht. Die Mortalität liegt hier zwischen 10 bis 67 Prozent.
Letzte Aktualisierung am 26.04.2021.