Jede natürliche Schwangerschaft beginnt mit der Befruchtung einer Eizelle. Diese findet in der Ampulle des Eileiters statt, wo nach dem Geschlechtsverkehr Spermien und eine reife Eizelle aufeinander treffen. Es kommt zum Eindringen (Imprägnation) der männlichen Samenzellen in die weibliche Eizelle und die Chromosomensätze von Mann und Frau können miteinander verschmelzen (Konjugation). Im Anschluss daran entsteht eine entwicklungsfähige Zelle (Zygote), die innerhalb von fünf Tagen in vom Eileiter die Gebärmutter wandert und sich in deren Wand bis spätestens zum 14. Tag einnistet. Bis zu diesem Zeitpunkt macht die Zelle schon mehrere Zellteilungen durch. Bereits am dritten Tag besteht der Embryo aus acht Zellen und wird nun als Morula bezeichnet, da seine äußere Struktur an die einer Maulbeere erinnert.
Am vierten Tag bildet sich innerhalb dieses Zellhäufchens ein Hohlraum aus. Man spricht nun von einer Keimblase, oder auch Blastozyste. Diese teilt sich in eine äußere Schicht, aus der sich der Mutterkuchen (Plazenta) entwickelt (Trophoblast) und eine innere Schicht, aus dem sich der Embryo entwickelt (Embryoblast). Das Gewebe, das Embryoblast und Trophoblast verbindet, wird zur Nabelschnur. Ist der Embryo in der Gebärmutter angekommen, besteht er bereits aus 70 bis 100 Zellen. Die Gebärmutterschleimhaut konnte sich durch die Hormonumstellung in den vergangenen sechs Tagen bereits auf die Aufnahme des Embryos vorbereiten. Es kommt somit etwa am siebten Tag der Schwangerschaft zur Einnistung (Nidation). Zwischen Embryoblast und Trophoblast bildet sich eine kleine Fruchtwasserhöhle sowie der so genannte Dottersack aus, der für die Versorgung mit Nährstoffen zuständig ist. Um den Embryo herum beginnt sich bereits der Mutterkuchen (Plazenta) zu bilden.
Bis zur vierten Woche teilen sich die Zellen des Embryos zunächst weiter. Sie können sich bis dahin in jedes Organ entwickeln, was als pluripotent bezeichnet wird. Ab der vierten Schwangerschaftswoche beginnen die Zellen sich jedoch zu spezialisieren. Aus dem Embryoblasten entsteht eine so genannte Keimscheibe, die sich aus drei Keimblättern zusammensetzt:
Ab der fünften Schwangerschaftswoche entsteht aus der Keimscheibe ein wurmartiges, etwa zwei Millimeter langes, Gebilde. Das äußere Keimblatt (Ektoderm) bildet zwei Längsfalten aus. Die Furche zwischen diesen beiden Falten wird sich im weiteren Verlauf der Schwangerschaft zum Neuralrohr zusammenschließen, aus dem sich das Nervensystem, Gehirn und Rückenmark entwickeln. Jedoch entstehen auch die Haut, Haare und Schweißdrüsen weitestgehend aus dem äußeren Keimblatt (Ektoderm).
Aus dem inneren Keimblatt (Entoderm) werden hingegen die meisten inneren Organe, wie Magen-Darm-Trakt, Harnwege, Lunge und Schleimhäute angelegt. Aus dem mittleren Keimblatt (Mesoderm) entstehen zudem vor allem das Muskel- und Bindegewebe, Stützgewebe, Hoden beziehungsweise Eierstöcke sowie die Nieren. Da in dieser frühen Entwicklungsphase der Grundstein für die Spätere Entwicklung aller Körperfunktionen und Organsysteme gelegt wird, sind die ersten Wochen der Schwangerschaft besonders kritisch. Bereits die geringsten Abweichungen können zu erheblichen Fehlbildungen führen. Drogen- und Alkoholkonsum sowie negativer Stress können deshalb vor allem in diesem Stadium ein großes Risiko für das ungeborene Kind darstellen.
In der sechsten Schwangerschaftswoche hat der Embryo eine Länge von etwa fünf Millimetern. Bereits jetzt ziehen sich die ersten Herzzellen zusammen und vollziehen die ersten Herzschläge. Die Herztätigkeit ist für die weitere Entwicklung nun von großer Bedeutung, da es fortan die Versorgung der wachsenden Organe mit Nährstoffen und Sauerstoff gewährleisten soll. Auch in dieser frühen Phase besteht das Herz schon aus zwei Kammern. Die linke Kammer leitet mit Sauerstoff angereichertes Blut an die Organe weiter, die rechte Kammer empfängt das Blut wieder. Im Unterschied zum späteren Leben wird das Blut jedoch nicht über die Lungen, sondern über die Plazenta mit Sauerstoff angereichert.
Aus Mesoderm entwickeln sich parallel dazu die Skelettknospen, aus denen sich nach und nach 34 Wirbel bilden. Unterhalb der Halswirbel entstehen zwölf Brustwirbel aus denen bogenförmig die Rippen herauswachsen und der Brustkorb entsteht. Ab der siebten Schwangerschaftswoche misst der Embryo eine Länge von etwa acht Millimetern und wächst von nun an etwa einen Millimeter pro Tag. Gemessen wird die Größe vom Kopf bis zum Gesäß, was als Scheitel-Steiß-Länge bezeichnet wird. Das vordere Ende des Neuralrohr aus dem Ektoderm entwickelt sich nach und nach zum Gehirn des ungeborenen Kindes. In der siebten Woche sind zudem bereits kleine Knospen zu erkennen, aus denen sich im Verlauf der folgenden Wochen die Gliedmaßen entwickeln.
Etwa ab dem zweiten Monat bildet sich das erste Fruchtwasser (Liquor amnii). Es dient hauptsächlich dem Schutz und der Ernährung des ungeborenen Kindes. Die Bildung erfolgt größtenteils durch Durchtritt von mütterlichem Blutplasma in die Gebärmutter und der Sekretion durch so genannte Amnionzellen. Später ist auch der Fetus an der Bildung von Fruchtwasser beteiligt. Im Fruchtwasser findet man Eiweiß, Glucose, Harnstoff, Bilirubin, Steroidhormone und bestimmte Fette (Phospholipide). Die Fruchtwassermenge steigt bis zur 36. Schwangerschaftswoche kontinuierlich an und beträgt dann etwa 1000 - 1500 ml. Es unterliegt einem permanenten Flüssigkeitsaustausch. In den letzten Wochen der Schwangerschaft werden bis zu 50 Prozent des Fruchtwassers innerhalb einer Stunde erneuert. Ein kompletter Flüssigkeitsaustauch dauert also nur wenige Stunden. Die Lunge des Kindes ist durch Bildung von Phospholipiden an der Fruchtwasserproduktion beteiligt. Dies macht man sich der Frauenarzt bei der Bestimmung der kindlichen Lungenreife mittels Lecithin/ Sphingomyelin-Quotient zunutze.
In der achten Woche beginnen sich bereits Finger und Gesichtszüge auszubilden. Nach und nach werden nun allmählich alle Organe und Organsysteme angelegt. Der Schädel besteht aus dünnem Knorpelgewebe, durch das die Anlage des Gehirns durchschimmert. Der Kopf ist im Vergleich zum restlichen Körper relativ groß, da das Wachstum des Kindes von oben nach unter erfolgt. Im Ultraschall kann bereits eine Herzaktivität des ungeborenen Kindes nachgewiesen werden. Zu diesem Zeitpunkt ist der Embryo etwa 8 Millimeter groß (Scheitel-Steiß-Länge). Sein Herz schlägt etwa 140 bis 150 Mal in der Minute. Im Verlauf der neunten Woche beginnt sich allmählich die Netzhaut des Auges zu pigmentieren. Die Augen des Kindes stehen zunächst offen und die Augenlieder bilden sich. Der zuvor ausschließlich knorpelige Schädel, der das Gehirn umgab, verknöchert nun langsam. Die Schädelknochen sind jedoch nur lose zusammengefügt, sodass das Gehirn weiter wachsen kann. Die Nervenzellen bilden Fortsätze (Axone), die unter anderem Verbindung zu Muskeln herstellen. In dieser Phase der Entstehung des Nervensystems ist das ungeborene Kind sehr anfällig für Giftstoffe von außen. Besonders der Genuss großer Mengen Alkohol kann gravierende Folgen für die Gehirnentwicklung nach sich ziehen.
Ab der zehnten Woche sind oft bereits erste Bewegungen spürbar und die Organanlagen sind zum größten Teil ausgebildet. Der Brustkorb schließt sich und bietet dem Herzen ausreichend Schutz. Das Risiko für eine Fehlgeburt wird nun immer geringer. Am Ende dieser Phase ist der Embryo etwa 5 cm groß und wiegt 14 Gramm. Diese so genannte Embryonalperiode wird von der Fetogenese abgelöst, das ungeborene Kind wird nun als Fetus bezeichnet.
Mit der 13. Woche beginnt eine stabilere Phase der Schwangerschaft, in der ein rasches Wachstum des Kindes einsetzt und die Organe sich weiter ausbilden. Die Augenlieder schließen sich und öffnen sich in der Regel erst drei Monate später wieder. Im Unterkiefer entstehen bereits die Anlagen für die Zähne. Die Lungen des Fetus entwickeln sich ebenfalls stetig weiter und durch das Zusammenziehen des Zwerchfells kann Fruchtwasser ein- und ausgeatmet werden. Auch Magen, Darm und Nieren arbeiten bereits. Durch das Schlucken von Fruchtwasser werden die Nieren des Kindes durchgespült und es kann das Fruchtwasser als Urin wieder abgeben. Über die Plazenta erhält der Fetus Nährstoffe und Antikörper, gleichzeitig können Abfallstoffe ausgeschieden werden.
Das Skelett des ungeborenen Kindes, das bis zu diesem Zeitpunkt eher knorpelig war, verknöchert nun allmählich. Die Umwandlung von Knorpel in Knochen geschieht zunächst in des langen Röhrenknochen, die das Grundgerüst für Arme und Beine bilden. Die Enden dieser Knochen werden erst im Teenageralter des Kindes vollständig verknöchert sein. Gegen Ende des vierten Schwangerschaftsmonats bilden sich die Genitalien des Kindes aus. Es ist nun 10 Zentimeter groß und wiegt etwa 100 Gramm. In der 15. Woche hat das Gesicht des Kindes bereits deutliche Konturen angenommen und Nase, Ohren, Lippen und Augen sind bereits deutlich zu erkennen. Der Fetus gibt nun allmählich seine gekrümmte Haltung auf und beginnt sich zunehmend zu strecken. Spätestens ab der 17. Schwangerschaftswoche kann per Ultraschalluntersuchung auch relativ sicher gesagt werden, welches Geschlecht das Kind haben wird.
Die Haarwurzeln unter der Kopfhaut sowie die Augenbrauen zeichnen sich in der 19. Woche immer mehr ab, wodurch die Gesichtszüge immer deutlicher hervortreten. Das Baby ist nun etwa 15 Zentimeter lang und wiegt 200 Gramm. Es kann zu diesem Zeitpunkt bereits Geräusche wahrnehmen und darauf reagieren. Auch Saug- und Greifreflex sind schon deutlich ausgeprägt, was das spätere Überleben an der mütterlichen Brust trainieren soll. Im fünften und sechsten Monat beginnt sich das Unterhautfettgewebe zu vermehren und die Kopfbehaarung beginnt zu wachsen. Zudem setzt ein rasches Wachstum des Gehirns ein. Das Köpfchen des Kindes kann durch leichtes Drücken auf die Bauchdecke ertastet werden. Es hat nun etwa die Hälfte seiner Geburtsgröße erreicht und wächst langsamer, nimmt jedoch weiterhin deutlich an Gewicht zu.
Ab der 25. Schwangerschaftswoche reift der Fetus schließlich bis zur Geburt vollständig heran. Bis auf die Lunge sind bis zum achten Monat alle Organe vollständig entwickelt. Das Kind wiegt dann durchschnittlich 1700 bis 2000 Gramm und ist rund 40 Zentimeter groß. Es kann bereits Temperaturunterschiede sowie Druck und Schmerz wahrnehmen. Die Bildung des Blutes, die bis zu diesem Zeitpunkt vorrangig in der Leber stattgefunden hat, wird nun mehr und mehr vom Knochenmark übernommen. Das Kind nimmt weiter an Gewicht zu, wodurch der Platz in der Gebärmutter immer weniger wird. Dadurch nehmen auch die Bewegungen des Ungeborenen etwas ab.
In der 26. Schwangerschaftswoche sind die Nervenbahnen zum Großhirn weitestgehend ausgebildet und das Kind kann die Augen öffnen und wechselnde Formen und Farben unterscheiden. Die meisten Organe sind bereits vollständig entwickelt, sodass das Kind auch im Falle einer Frühgeburt gute Überlebenschancen hat. Insbesondere die Lunge benötigt jedoch noch etwas Zeit, da das so genannte Surfactant noch nicht in ausreichendem Maße vorhanden ist. Dabei handelt es sich um eine oberflächenaktive Substanz, die für die Erhaltung der Lungenbläschen verantwortlich ist. Wird nicht genug Surfactant von den Lungenzellen gebildet, kollabiert die Lunge und eine ausreichende Sauerstoffzufuhr kann nicht gewährleistet werden. Im Falle einer Frühgeburt muss dem Kind in diesem Entwicklungsstadium noch Surfactant von außen verabreicht werden.
In der 28. Woche wiegt das Kind bereits etwa 1100 Gramm bei einer Größe von 25 bis 33 Zentimetern. Es bilden sich deutliche Wach- und Schlafperioden heraus und das Ungeborene entwickelt einen Tagesrhythmus. Dem Fetus wird es zunehmend eng in der Gebärmutter. Er kann in diesem Stadium bereits eine Länge von 43 Zentimetern aufweisen und wiegt etwa zwei Kilogramm. Gegen Ende der 34. Schwangerschaftswoche tritt der Kopf des Kindes für gewöhnlich in das kleine Becken ein. Bis zur 37. Schwangerschaftswoche liegen etwa 93 Prozent aller Kinder in der richtigen Geburtslage mit dem Kopf nach unten. Das ungeborene Kind kann sich jedoch auch zu diesem Zeitpunkt noch von einer Steißlage in eine Schädellage drehen. Liegt ein Kind auch zum Zeitpunkt der Geburt in Steißlage, kommt also mit dem Po zuerst, wird oftmals ein Kaiserschnitt notwendig. Die Lungenreife ist nun meist vollständig abgeschlossen. Das Kind nimmt in dieser letzten Phase der Schwangerschaft noch einmal an Gewicht zu und wiegt etwa 2,5 Kilogramm.
In den letzten Wochen vor der Geburt nimmt das Kind Antikörper aus dem Blutkreislauf der Mutter auf und entwickelt ein eigenes, unabhängiges Immunsystem. Es wiegt nun etwa 2800 bis 4000 Kilogramm bei einer Größe von 48 bis 54 Zentimetern und ist etwa achtmal so groß wie im dritten Monat. In der 40. Schwangerschaftswoche ist das Kind schließlich für die Geburt bereit. Es misst etwa 50 Zentimeter bei einem Gewicht von 3,5 Kilogramm. Mit dem Blasensprung und den Eröffnungswehen beginnt schließlich der Geburtsvorgang.
Letzte Aktualisierung am 10.08.2009.