Viele Frauen sehen sich schon zu Beginn einer Schwangerschaft mit einer Vielzahl von Geboten, Verboten und Verhaltensregeln konfrontiert. Dabei muss jedoch zunächst festgehalten werden, dass eine Schwangerschaft keine Krankheit darstellt. Erst seit knapp 100 Jahren suchen Frauen einen Arzt auf, weil sie schwanger sind.
Schwangere müssen, abgesehen von Nikotin und Alkohol, in der Schwangerschaft zunächst auf nichts verzichten. Besonders junge Frauen, die ihr erstes Kind erwarten sind jedoch unsicher, was das richtige Verhalten in der Schwangerschaft betrifft. Eine Flut von Informationen über die Medien macht es der werdenden Mutter zudem oft noch schwerer, sich zu orientieren. In der Schwangerschaft ist es jedoch vor allem wichtig, einen regelmäßigen und ausgeglichenen Lebensrhythmus zu finden und sich ausgewogen zu ernähren.
Mit der Schwangerschaft verändert sich natürlich auch der Körper und somit meist auch das Körpergefühl und das Befinden der Schwangeren. Die Größe der Gebärmutter nimmt zu. Ihr Gewicht beträgt bei Nichtschwangeren zwischen 30 und 60 Gramm, in der Schwangerschaft es auf bis zu 1500 Gramm ansteigen. Die Gebärmutter nimmt bis zum Ende der Schwangerschaft so viel Platz im Buch der Mutter ein, dass sogar die Atmung dadurch erschwert sein kann. Die anderen werden oft zur Seite gedrückt, was typische Beschwerden, wie Sodbrennen, Verstopfung und häufigen Harndrang auslösen kann. Die Gebärmutter kann zudem auch die Beckenvenen zusammendrücken, was zu Blutstau und Krampfadern führen kann. Ein regelmäßiges Hochlagern der Beine und das Tragen von Stützstrümpfen kann dem entgegenwirken.
Der Körper lagert zudem in der Schwangerschaft etwa sechs bis sieben Liter Wasser zusätzlich ein, was vor allem zu dem Gefühl eingeschlafener Arme und Beine führen kann. Eine Gewichtszunahme von 15 Kilogramm im Verlauf der Schwangerschaft gilt als unbedenklich. Diese setzt sich meist aus der Ansammlung von eingelagerter Flüssigkeit, der wachsenden Gebärmutter und nicht zuletzt dem wachsenden Kind zusammen.
Hormonbedingt werden auch die Brustdrüsen schon in den ersten Tagen der Schwangerschaft größer, und nehmen auch im weiteren Verlauf der neun Monate an Volumen zu. Durch die starke Dehnung des Gewebes kann es dabei unter Umständen zur Entstehung von Schwangerschaftsstreifen kommen. Auch die Brustwarze und der Warzenhof verändern sich und werden meist größer und dunkler.
Da der Körper in der Schwangerschaft mehr Hormone bildet, die für die Bildung des dunklen Hautfarbstoffes sorgen, kommt es häufig zu dunklen Farbeinlagerungen in der Haut. Dies macht sich vor allem an den Brustwarzen, am Scheideneingang, im Bereich des Darmausganges, in der Mittellinie des Bauches (Linea fusca) und schmetterlingsförmig im Gesicht (Chloasma uterinum) bemerkbar. Auch kleine, dunkel gefärbte Warzen können sich an vielen Stellen des Körpers bilden. Diese Veränderungen bilden sich jedoch in der Regel nach der Geburt wieder zurück. Im letzten Drittel der Schwangerschaft kann es aufgrund der Hormonumstellung bei vielen Frauen zu vermehrtem Haarausfall kommen. Auch dieses Problem stellt sich jedoch in den ersten Wochen nach der Geburt wieder ein.
Eine Schwangerschaft hat zudem häufig auch Auswirkungen auf die Zähne. Der Körper benötigt vermehrt Kalzium und Fluorid, zwei Stoffe, die die Zähne härten und schützen. In der Schwangerschaft stehen diese wichtigen Stoffe jedoch als erstes dem Kind zur Verfügung und fehlen den Zähnen der werdenden Mutter. Zudem sinkt der pH-Wert des Speichels durch eine Veränderung der Speichelzusammensetzung wodurch Schwangere anfälliger für Karies werden. Durch den veränderten Hormonhaushalt steigert sich auch das Wachstum der Blutgefäße im Bereich des Zahnhalteapparates. Dadurch kommt es häufiger zu Zahnfleischbluten und zu einer schwangerschaftsbedingten Schleimhautentzündung (Schwangerschaftsgingivitis).
In der Schwangerschaft können sportlichen Tätigkeiten, die die Schwangere zuvor ausgeführt hat, problemlos fortgesetzt werden. Richtiges Training kann helfen, Beschwerden im Verlauf der Schwangerschaft und sogar Geburtsschmerzen zu minimieren. Auch wenn die werdende Mutter vor der Schwangerschaft wenig bewegungsfreudig war, ist es nie zu spät damit anzufangen.
Durch die Umstellung des Körpers in der Schwangerschaft vermehrt sich das Blutvolumen der werdenden Mutter und das Herz pumpt stärker, um unter anderem die Gebärmutter besser zu durchbluten. Zudem sind auch Gelenke und Bänder elastischer als unter normalen Umständen. Schonende und regelmäßige Bewegung ist auch für Schwangere wichtig, um den Körper in Form zu halten und eine gute Muskelspannung aufzubauen. Bewegung hebt zudem die Stimmung und steigert das Selbstwertgefühl der werdenden Mutter. Allgemeine Befürchtungen, wonach durch das Training der Mutter das Geburtsgewicht des Babys verringert wird, konnten in wissenschaftlichen Untersuchungen nicht nachgewiesen werden. Es gibt jedoch auch Risikofaktoren, die durch bestimmt Sportarten unter Umständen noch verstärkt werden können. Dazu zählen:
Liegt bei der Schwangeren eine oder gar mehrere der genannten Punkte vor, sollte vor der Aufnahme einer sportlichen Aktivität Rücksprache mit dem behandelnden Arzt gehalten werden. Unter Umständen kann Sport in der Schwangerschaft jedoch gänzlich ungeeignet für eine werdende Mutter sein. Dies ist der Fall beim Auftreten von:
Schwangere Frauen, die vor dem Baby nie Sport betrieben haben, sollten ebenfalls zuvor den Arzt befragen, wenn sie nun damit beginnen wollen.
Ein gutes Herz-Kreislauf-Training für ungeübte Schwangere bieten Schwimmen und Ausdauersportarten wie moderates Walken, Aerobic, Radfahren auf dem Hometrainer oder Wanderungen. Ausdauersportarten sollten nicht öfter als drei Mal pro Woche ausgeübt werden. Bei Trainingseinheiten in Rückenlage ist zudem Vorsicht geboten. Untersuchungen haben ergeben, dass vor allem im ersten Drittel der Schwangerschaft diese Position dazu führen kann, dass das Herz bei der werdenden Mutter in seiner Arbeit behindert wird.
Frauen, die regelmäßig Sport betreiben, sollen damit in der Schwangerschaft auf jeden Fall weitermachen. Der Körper ist an Bewegung gewöhnt und schwangere Frauen würden sich eher schaden, wenn sie nun eine neunmonatige Trainingspause einlegen würden. Auch trainierte Frauen sollten allerdings vermeiden, in der Schwangerschaft sehr intensiv oder bis zur völligen Erschöpfung zu trainieren. Für Ausdauertraining eignet sich eine Belastungsintensität von etwa 70 bis 85 Prozent der maximalen Herzfrequenz. Die Dauer der Trainingseinheiten in diesem Intensitätsbereich sollte 90 Minuten nicht überschreiten.
Bei allen Trainingsformen sollte die werdende Mutter jedoch darauf achten, ausreichend zu trinken. Eine gute Ernährung ist beim Training ebenfalls wichtig. Die Ernährung in der Schwangerschaft sollte reich an Kohlenhydraten sein, etwas mehr Eiweiß als üblich enthalten (ein Gramm pro Kilo Körpergewicht) und einen moderaten Fettanteil aufweisen (30 Prozent). Frisches Obst und Gemüse sorgen für ausreichende Zufuhr an Vitaminen und Mineralstoffen.
Befürchtungen, dass beim Geschlechtsverkehr das ungeborene Kind verletzt werden könnte, sind unbegründet. Es gibt keinen Beweis für irgendeine Schädigung des Fötus oder des mütterlichen Körpers durch sexuellen Verkehr in der Schwangerschaft. Viele Schwangere erleben Sexualität in der Schwangerschaft sogar wesentlich intensiver als zuvor. Von Sex ist nur dann abzuraten, wenn schwerwiegende Gründe wie etwa die Gefahr einer Fehlgeburt, gravierende Probleme mit der Gebärmutter oder ein vorzeitiger Blasensprung vorliegen. Treten während oder nach dem Geschlechtsverkehr jedoch Blutungen auf, sollte der behandelnde Arzt in jedem Fall informiert werden.
Schwangere sollten es im letzten Drittel der Schwangerschaft möglichst vermeiden, weitere Reisen zu unternehmen. Je näher sich der errechnete Geburtstermin befindet, desto größer ist die Chance, dass der Geburtsprozess plötzlich einsetzt. Ohne die schriftliche Genehmigung eines Arztes erlauben es die meisten Fluggesellschaften zudem ohnehin nicht, dass Schwangere nach dem 8. Monat eine Flugreise antreten. Sollte es sich dennoch nicht vermeiden lassen zu verreisen, ist das Mitführen einer Kopie aller medizinischen Aufzeichnungen sinnvoll. Während Flugreisen ist es zudem wichtig, langes Sitzen zu vermeiden und sich zwischenzeitlich ein wenig die zu Beine zu vertreten.
Letzte Aktualisierung am 22.04.2021.