Medizinisch gesehen versteht man unter einer Schwangerschaft (Gravidität) einen Zeitraum von etwa neun Monaten, in dem eine befruchtete Eizelle im Körper einer Frau zu einem Kind heranreift. Vom Zeitpunkt der Befruchtung bis zur Geburt des Kindes dauert eine Schwangerschaft im Durchschnitt etwa 267 Tage. Meist wird die Dauer der Schwangerschaft jedoch ab dem ersten Tag der letzten Monatsblutung gerechnet, da dies für die meisten Frauen in der Regel die letzte sichere Bezugsgröße darstellt.
Der Geburtstermin wird dann anhand der so genannten Naegelschen Regel berechnet. Demnach findet die Befruchtung in der zweiten Schwangerschaftswoche statt wodurch sich die rechnerische Dauer der Schwangerschaft um zwei Wochen verlängert und nach dieser Berechnung 280 Tage oder 40 Wochen beträgt. Am exakt berechneten Geburtstermin kommen jedoch nur etwa vier Prozent aller Kinder zur Welt. 26 Prozent aller Kinder werden innerhalb einer Woche um den errechneten Geburtstermin geboren, 66 Prozent aller Kinder innerhalb von drei Wochen um den errechneten Termin. Eine Geburt vor dem Ende der 37. Schwangerschaftswoche wird als Frühgeburt bezeichnet.
Der Beginn einer Schwangerschaft kann auf verschiedene Arten festgestellt werden. Man unterscheidet zunächst zwischen unsicheren, wahrscheinlichen und sicheren Schwangerschaftszeichen. Zu den unsicheren Zeichen zählen:
Wahrscheinliche Schwangerschaftszeichen sind hingegen:
Als sicheres Zeichen einer Schwangerschaft gilt:
Viele Frauen bemerken jedoch schon vor dem Ausbleiben der Regel oder der Durchführung eines Schwangerschaftstests, dass sich in ihrem Körper etwas verändert.
Der Verlauf der Schwangerschaft wird in der Regel in drei Abschnitte zu jeweils drei Monaten (Trimenon, Trimester) eingeteilt. Das erste Trimenon dauert von der 1. bis zur 12. Schwangerschaftswoche und ist das Stadium, in dem eine Anpassung an die körperlichen Veränderungen der Schwangerschaft stattfinden.
Jede natürliche Schwangerschaft beginnt im ersten Trimenon mit der Befruchtung der Eizelle. Diese findet in der Ampulle des Eileiters statt, wo nach dem Geschlechtsverkehr Spermien und eine reife Eizelle aufeinander treffen. Es kommt zum Eindringen (Imprägnation) der männlichen Samenzellen in die weibliche Eizelle und die Chromosomensätze von Mann und Frau können miteinander verschmelzen (Konjukation). Im Anschluss daran entsteht eine entwicklungsfähige Zelle (Zygote), die innerhalb von drei Tagen in die Gebärmutter wandert und sich in deren Wand bis zum 14. Tag einnistet. Bis zu diesem Zeitpunkt macht die Zelle schon mehrere Zellteilungen durch und wird nun als Blastozyste bezeichnet. Diese teilt sich in eine äußere Schicht, aus der sich die Plazenta entwickelt (Trophoblast) und eine innere Schicht, aus dem sich der Embryo entwickelt (Embryoblast). Das Gewebe, das Embryoblast und Trophoblast verbindet, wird zur Nabelschnur. Etwa ab dem zweiten Monat bildet sich das erste Fruchtwasser.
Der Embryo entwickelt sich vor allem im ersten Trimenon (1. bis 12. Schwangerschaftswoche) besonders rasch. Ab der sechsten Woche beginnt die Entwicklung der Wirbelsäule sowie des Kopfes und des Rumpfes. Parallel dazu schließt sich das so genannte Neuralrohr, aus dem such das Gehirn und das Rückenmark entwickeln. In der siebten Woche sind bereits kleine Knospen zu erkennen, aus denen sich im Verlauf der folgenden Wochen die Gliedmaßen entwickeln. In der achten Woche beginnen sich bereits Finger und Gesichtszüge auszubilden. Nach und nach werden nun allmählich alle Organe und Organsysteme angelegt. Etwa ab der siebten Woche kann bereits eine Herzaktivität des ungeborenen Kindes im Ultraschall nachgewiesen werden. Zu diesem Zeitpunkt ist der Embryo etwa vier bis acht Millimeter groß (Scheitel-Steiß-Länge). Sein Herz schlägt etwa 140 bis 150 Mal in der Minute. Etwa in der neunten Woche beginnt sich die Netzhaut des Auges zu pigmentieren. Die Augen des Kindes stehen zunächst offen und die Augenlieder bilden sich. In der zehnten Woche sind oft bereits erste Bewegungen spürbar und die Organanlagen sind zum größten Teil ausgebildet. Am Ende dieser Phase ist der Embryo etwa fünf cm groß und wiegt 14 Gramm. Diese so genannte Embryonalperiode wird von der Fetogenese abgelöst, das ungeborene Kind wird nun als Fetus bezeichnet.
Mit dem zweiten Trimenon (13. bis 24. Schwangerschaftswoche) beginnt eine stabilere Phase der Schwangerschaft, in der die Anpassungsvorgänge weitestgehend abgeschlossen sind. Es wird deshalb auch das Stadium des Wohlbefindens bezeichnet. Im vierten Monat setzt meist ein rasches Wachstum des Kindes ein und die Organe bilden sich weiter aus. Die Augenlieder schließen sich und öffnen sich meist erst drei Monate später wieder. Die Lungen des Fetus entwickeln sich weiter und durch das Zusammenziehen des Zwerchfells kann Fruchtwasser ein- und ausgeatmet werden. Auch Magen, Darm und Nieren arbeiten bereits. Durch das Schlucken von Fruchtwasser werden die Nieren des Kindes durchgespült und es kann das Fruchtwasser als Urin wieder abgeben. Über die Plazenta erhält der Fetus Nährstoffe und Antikörper, gleichzeitig können Abfallstoffe ausgeschieden werden. Gegen Ende des vierten Schwangerschaftsmonats bilden sich die Genitalien des Kindes aus. Es ist nun 10 cm groß und wiegt etwa 100 Gramm. Im fünften und sechsten Monat beginnt sich das Unterhautfettgewebe zu vermehren und die Haare beginnen zu wachsen. Zudem setzt ein rasches Wachstum des Gehirns ein.
Im letzten Trimenon (25. bis 40. Schwangerschaftswoche) reift der Fetus schließlich vollständig heran. Das dritte Trimenon wird auch als das Stadium der Belastung bezeichnet. Bis auf die Lunge sind bis zum achten Monat alle Organe vollständig entwickelt. Das Kind wiegt dann durchschnittlich 1700 bis 200 Gramm und ist rund 40 cm groß. Gegen Ende der 34. Schwangerschaftswoche tritt der Kopf des Kindes für gewöhnlich in das kleine Becken ein. Bis zur 37. Schwangerschaftswoche liegen etwa 93 Prozent aller Kinder in der richtigen Geburtslage mit dem Kopf nach unten. Das ungeborene Kind kann sich jedoch auch zu diesem Zeitpunkt noch von einer Steißlage in eine Schädellage drehen. Die Lungenreife ist nun meist vollständig abgeschlossen. In den letzten Wochen vor der Geburt nimmt das Kind Antikörper aus dem Blutkreislauf der Mutter auf und wiegt etwa 2800 bis 4000 kg bei einer Größe von 48 bis 54 cm. Die Geburt beginnt am Ende des dritten Trimenons in der Regel mit den so genannten Eröffnungswehen.
Im Verlauf einer Schwangerschaft kommt es bei der Schwangeren zu einer Vielzahl von physiologischen Veränderungen des Körpers. Besonders das erste Trimenon geht mit einer Reihe von hormonellen Veränderungen einher, was bei einer Vielzahl von Schwangeren zu teilweise stark ausgeprägter Übelkeit und morgendlichem Erbrechen führt. Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft klingt dies jedoch im Normalfall wieder ab. Ab der dritten Woche kann sich ein Spannungsgefühl in der Brust zeigen. Auch die Brustwarzen werden oft sehr empfindlich und leicht druckscherzhaft. Darüber hinaus leidet die Schwangere durch die Hormonumstellung meist unter starker Müdigkeit, Heißhungerattacken und Stimmungsschwankungen.
Die Blutmenge der Schwangeren steigt auf etwa 6,5 Liter, um eine ausreichende Versorgung des ungeborenen Kindes zu gewährleisten. Auch die Zusammensetzung des Blutes ist bei Schwangeren Frauen leicht verändert. So sind beispielsweise verschiedene Stoffe, die die Blutgerinnung fördern, in höherem Maße vorhanden, als bei nicht Schwangeren. Die Zunahme der Konzentration von Fibrinogen lässt sich unter anderem mit dem gesteigerten Bedarf für die Blutstillung nach der Geburt erklären. Auch andere Gerinnungsfaktoren (wie Faktor VII und X) sind erhöht. Zudem sind im Blut auch die Abwehrzellen, vor allem die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) erhöht. Die Menge an Eiweißen, vor allem an Albumin, nimmt im mütterlichen Blut im Verlauf der Schwangerschaft hingegen ab. Dies führt dazu, dass der Wasseranteil des Blutes ebenfalls sinkt und Flüssigkeit von den Blutgefäßen in das umliegende Bindegewebe übertritt. Ödeme, also Wassereinlagerungen und dicke Beine, sind die Folge. Zudem können auch Besenreißer und Krampfadern als Folge der Blutgefäßerweiterung auftreten. Weitere durch eine Schwangerschaft ausgelöste Veränderungen des mütterlichen Organismus sind:
Eine werdende Mutter muss sich zunächst immer bewusst machen, dass eine Schwangerschaft keine Krankheit darstellt. Der Körper arbeitet vielmehr auf Hochtouren, um eine Vielzahl von Umstellungsprozessen bewältigen zu können. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie eine Schwangere ihren eigenen Körper bei der Anpassung an die neue Situation unterstützen kann. Die werdende Mutter sollte sich jedoch keinesfalls auf Experimente einlassen. Bei Unsicherheiten sollte vielmehr der Arzt der erste Ansprechpartner sein. Negativem Stress, Angst oder dem Gefühl der Ohnmacht sollte in der Schwangerschaft durch das Miteinbeziehen von Partner, Frauenarzt und familiärem Umfeld möglichst entgegengewirkt werden.
Letzte Aktualisierung am 26.04.2021.