Das Toxinschocksyndrom (Toxisches Schocksyndrom, toxic shock syndrom) ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die durch so genannte bakterielle Toxine ausgelöst wird, und für die Betroffene lebensbedrohlich werden kann. Etwa drei von 200.000 Frauen pro Jahr sind während der Monatsblutung vom toxischen Schock-Syndrom betroffen. In 80 bis 90 Prozent der Fälle sind die Patientinnen junge Frauen und Mädchen während der Menstruation. Jede 30. Betroffene verstirbt an den Folgen der Erkrankung.
Da das Toxinschocksyndrom mit der Verwendung von Tampons in Zusammenhang gebracht wird, wird dafür oft auch der Begriff Tamponkrankheit verwendet. Das Toxinschocksyndrom führte in den USA zu einer Vielzahl von Gerichtsprozessen. Der bekannteste war der Prozess des Anwaltes Tom Riley gegen den Konzern Procter & Gamble, den er in seinem Buch „The Prince of a Life" beschreibt.
Das Toxinschocksyndrom wird durch so genannte bakterielle Toxine verursacht. Toxine sind giftige Stoffwechselprodukte, die meist durch das Bakterium Staphylococcus aureus, in seltenen Fällen auch von Streptokokken, produziert werden. Der Keim Staphylococcus aureus befindet sich auf der Haut und den Schleimhäuten vieler Menschen, ohne Beschwerden zu verursachen. Die Keime können jedoch über Eintrittspforten, wie beispielsweise Wunden, in den Körper eindringen.
Bei jüngeren Frauen kann es zudem zu einer verstärkten Vermehrung dieser Bakterien in der Scheide kommen, wenn sie während der Regelblutung Tampons verwenden. Man spricht dann von einem menstruellen Toxinschocksyndrom. Vor allem wenn der Tampon sehr lange in der Scheide bleibt und sich das Scheidenmilieu dadurch verändert, können sich die Keime ungehindert vermehren und Bakteriengifte (Toxine) bilden. Auch Verhütungsmittel, wie beispielsweise eine in die Scheide eingeführte Spirale oder in der Zeit des Wochenbetts entstehende Infektion können unter Umständen ein Toxinschocksyndrom verursachen.
In wenigen Fällen wird das Toxinschocksyndrom auch durch andere Bakterien, so genannte Streptokokken, verursacht. Dieses Streptokokken-induzierte-toxische-Schock-Syndrom (STSS) ist die gefährlichste Form einer invasiven Streptokokkeninfektion, bei der die Keime in den Körper eindringen. Die Sterblichkeit des STSS kann bei bis zu 50 Prozent liegen.
Nur in seltenen Fällen tritt das Toxinschocksyndrom auch bei Männern und Kindern auf. Es wird dann meist durch eine Infektion nach einer Operation oder als Folge von Verletzungen ausgelöst. Die Toxine verbreiten sich sehr schnell im ganzen Körper und führen so zur Blutvergiftung (Sepsis).
Frauen, die am Toxinschocksyndrom erkranken, entwickeln die Beschwerden meist aus völliger Gesundheit heraus, typischerweise am Ende ihrer Regelblutung. Die Patientinnen leiden meist unter starken Kreislaufbeschwerden, niedrigem Blutdruck und Schwindel. Hinzu kommt plötzlich einsetzendes hohes Fieber und ein fleckiger Ausschlag auf der Haut, der sich nach etwa 12 bis 48 Stunden entwickelt. Ein bis zwei Wochen nach Beginn der Erkrankung löst sich die sich die Haut meist schuppig ab. Nach ein bis zwei Monaten kann es außerdem zu einem Verlust der Haare und Nägel kommen.
Die Vaginalschleimhaut ist zudem meist gerötet und die Betroffenen entwickeln einen eitrigen Ausfluss aus der Scheide. Einige Frauen klagen zudem über Erbrechen, Durchfall und Muskelschmerzen. Im Verlauf der Erkrankung tritt bei einigen Patientinnen ein Leber- oder Nierenversagen ein. Viele Betroffene entwickeln eine Schocksymptomatik.
Die Centers for Disease Control (CDC) in den USA haben folgende Kriterien zur Diagnose eines Toxinschocksyndroms festgesetzt:
Bei jedem Verdacht auf ein Toxinschocksyndrom während der Menstruation sollte die Betroffene einen in der Scheide befindlichen Tampon sofort entfernen. Zudem muss in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden. Im Falle einer Kreislaufinstabilität wird der Arzt dann unter intensivmedizinischen Bedingungen mit Infusionen und entsprechenden Medikamenten den Kreislauf zunächst stabilisieren. Somit kann einem Organversagen meist entgegengewirkt werden.
Zugleich erfolgt im Normalfall eine intravenöse Antibiotikabehandlung mit Cephalosporinen oder Amoxicillin. Ein Toxisches Schock-Syndrom wird immer stationär behandelt. So kann bei Bedarf eine chirurgische Reinigung des Infektionsherdes vorgenommen und die Patientin rund um die Uhr überwacht werden.
Um einem Toxinschocksyndrom vorzubeugen sollte jede Frau darauf achten, Tampons während der Menstruation mindestens viermal, also spätestens nach sechs Stunden zu wechseln. Zudem sollte beim Einführen des Tampons darauf geachtet werden, dass die Hände sauber und der Tampon nicht verschmutzt ist.
Ein Toxinschocksyndrom ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die für etwa drei Prozent der Betroffenen tödlich verläuft. Wird ein Toxinschocksyndrom jedoch frühzeitig erkannt, und ausreichend therapiert, bestehen bei intensivmedizinischer Behandlung gute Heilungschancen.
Zudem ist das tamponinduzierte Toxinschocksyndrom heute durch verbesserte Produktionsbedingungen in der Tamponherstellung wesentlich seltener geworden.
Letzte Aktualisierung am 22.04.2021.