Weicht der Verlauf der Monatsblutung einer Patientin von Normalverlauf ab, wird dies zunächst allgemein als Zyklusstörung oder dysfunktionelle Blutung bezeichnet. Die Zyklusstörungen können weiter unterteilt werden in Regeltempostörungen, bei denen das Blutungsintervall der Menstruation verändert ist, und Regeltypusstörungen, bei denen das Blutungsmuster von der Norm abweicht. Zu den Regeltempostörungen zählt ein vollständiges Ausbleiben der Monatsblutung (Amenorrhö), ein verlängerter Monatszyklus von mehr als 35 Tagen (Oligomenorrhö) oder ein verkürzter Monatszykus von weniger als 25 Tagen (Polymenorrhoe).
Zu den Regeltypusstörungen, oder auch Blutungsstörungen, gehören hingegen eine starke und verlängerte Blutung meist über sieben Tage (Hypermenorrhoe), eine abgeschwächte und verkürzte Blutung (Hypomenorrhoe), unregelmäßige Blutungen, die meist sehr lange anhalten (Menorrhagie) sowie Schmierblutungen und Zwischenblutungen.
Fast alle Frauen sind mindestens einmal im Leben von einer Form einer Zyklusstörung betroffen. Nicht jede Zyklusstörung muss zwangsläufig auch behandelt werden. Eine Therapie wird in der Regel eingeleitet, wenn die Betroffene Beschwerden äußert oder die Zyklusstörung mit einer Unfruchtbarkeit verbunden ist.
Als Amenorrhoe wird ein Ausbleiben der Periodenblutung über mindestens drei bis sechs Monate bezeichnet. Man unterscheidet zudem zwischen einer primären Amenorrhoe, bei der die Patientin bis zum 15. Lebensjahr noch nie eine Monatsblutung hatte, und einer sekundären Amenorrhoe, bei der die Monatsblutungen bei zuvor normalen Zyklen plötzlich ausbleiben.
Ursachen einer ausbleibenden Monatsblutung können zum einen:
Anatomische Fehlentwicklungen sind nur bei einem Prozent der Fälle für das ausbleiben der Regelblutung verantwortlich. Je nach dem, wo die Ursache der Beschwerden zu suchen ist, wird weiter unterschieden zwischen hypothalamischer, hypophysärer, ovarieller, genitaler oder extragenitaler Amenorrhoe.
Im Falle einer primären Amenorrhoe können zudem weitere Symptome, wie das Ausbleiben der weiteren Pubertätsentwicklung oder eines eher knabenhaften Erscheinungsbildes (Virilisierung) Hinweise auf die zugrunde liegende Ursache geben.
In der Diagnostik der primären Amenorrhoe wird vor allem erfasst, wann das Brustwachstum (Telarche) sowie das Wachstum der Schambehaarung eingesetzt haben. Der Entwicklungsstand wird dann anhand der Stadieneinteilung nach Tanner dokumentiert. Zudem muss in der gynäkologischen Untersuchung so weit wie möglich der Befund des inneren und des äußeren Genitales erhoben werden. In der Blutuntersuchung wird das Hauptaugenmerk vor allem auf den Hormonstatus gelegt. Zudem sollte anhand einer Ultraschalluntersuchung die Gebärmutter auf Fehlbildungen Tumoren, Zysten und Abflussstörungen hin untersucht werden.
Bei der sekundären Amenorrhoe muss hingegen zuerst das Vorliegen einer Schwangerschaft oder der Eintritt in die Wechseljahre ausgeschlossen werden. Auch hier wird im Anschluss im Rahmen einer Blutuntersuchung ein Hormonstatus erhoben, um ein hormonelles Ungleichgewicht der Sexualhormone als Ursache der ausbleibenden Menstruationsblutung auszuschließen. Daneben können verschiedenste Krankheitsbilder dazu führen, dass im Verlauf die Monatsblutung ausbleibt.
Dazu zählen vor allem:
Je nach Ursache kann eine Amenorrhoe auf sehr verschiedene Arten Therapiert werden. Deshalb sind eine Ausführliche Befragung der Patientin (Anamnese) sowie eine gründliche Untersuchung von großer Bedeutung. Liegt eine Fehlbildung der Genitalien vor, muss diese in der Regel operativ behoben werden. Auch Hirntumoren, die die Hypophyse oder den Hypothalamus beeinträchtigen müssen meist im Rahmen einer Operation entfernt werden.
Bei der Diagnose einer Prolaktinoms ist hingegen die Gabe eines so genannten Dopaminagonisten Therapie der Wahl. Dopamin hemmt die Ausschüttung von Prolaktin und erreicht die Tumorzellen des Prolaktinoms über den Blutkreislauf. Nur in seltenen Fällen, wenn die Patientin auf das Medikament nicht anspricht, muss das Prolaktinom in einer Operation über den Nasengang entfernt werden.
Als Oligomenorrhö wird eine zu selten eintretende Menstruationsblutung bezeichnet. Der Zyklus, also der Abstand zwischen zwei Regelblutungen, ist dabei länger als 35 Tage und kürzer als drei Monate, die Stärke und die Dauer der Menstruation sind jedoch normal. Auch bei der Oligomenorrhö kann man zwischen der primären und der sekundären Form unterscheiden. Die primäre Oligomenorrhö tritt schon bei jungen Frauen auf, wenn die ersten Menstruationsblutungen einsetzen. Sie gehört zu den häufigsten Zyklusstörungen. Die Ursache liegt meist in einem noch unreifen hormonellen Regelkreis. Die Zentren, die den Zyklus steuern, also Hypothalamus, Hypophyse und Eierstöcke (Ovarien), sind noch nicht optimal aufeinander abgestimmt.
Sekundäre Oligomenorrhöen treten hingegen meist bei Frauen ab dem 40. Lebensjahr auf und sind meist mit dem Eintritt in die Wechseljahre assoziiert. Auch das Absetzen der „Pille" kann in einigen Fällen zu einer vorübergehenden Oligomenorrhö führen. Eine Therapie der Oligomenorrhö ist meist nur dann erforderlich, wenn aktuell ein Kinderwunsch bei der Betroffenen besteht.
Als Polymenorrhö wird ein verkürzter Zyklus bezeichnet, dessen Dauer weniger als 21 Tage beträgt. Die Monatsblutungen treten somit bei den betroffenen Frauen häufiger auf. Am häufigsten leiden Frauen ab dem 35. Lebensjahr an Polymenorrhöen. Die Ursache liegt meist in einer verkürzten Follikelphase bei sonst normal verlaufendem Menstruationszyklus.
Zur Therapie der Polymenorrhö wird eine Hormonbehandlung nur dann empfohlen, wenn aufgrund der verkürzten Zyklen kein Eisprung stattfindet, oder die Blutungen so stark sind, dass die Betroffene eine Blutarmut (Anämie) entwickelt. Da vor allem bei älteren Patientinnen plötzlich auftretende Blutungen auch Hinweise auf einen Tumor sein können, sollte ein verkürzter Menstruationszyklus immer vom behandelnden Gynäkologen abgeklärt werden.
Die Hypomenorrhoe zählt zu den so genannten Regeltypusstörungen, also Anomalien des Blutungsmusters bei der Regelblutung. Es liegt eine stark abgeschwächte Blutung vor, bei der der Blutverlust weniger als 25ml beträgt. Dadurch ist meist auch die Dauer der Menstruation verkürzt und beträgt oft weniger als ein bis zwei Tage oder in manchen Fällen auch nur wenige Stunden. Die Ursache für zu schwache Monatsblutungen sind meist Störungen im Bereich der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium). Diese können beispielsweise nach einer Hormonbehandlung mit Gestagenen auftreten, die oft einen Rückgang des Endometriums verursacht. Auch Eingriffe im Bereich der Gebärmutter, wie beispielsweise eine Ausschabung, können dazu führen, dass sich die Gebärmutterschleimhaut zurückbildet. Nur selten sind Störungen im Bereich der Eierstöcke für die Entstehung einer Hypomenorrhö verantwortlich.
Eine Hymermenorrhö bezeichnet einen enorm starken Blutverlust im Rahmen der Menstruation, der eine Gesamtmenge von 150 ml übersteigt. Die Betroffene verbraucht dabei mehr als fünf Tampons oder Vorlagen pro Tag. In 80 Prozent der Fälle einer Hypermenorrhö ist die Ursache organisch bedingt, der auslösende Faktor ist also in der Gebärmutter selbst zu suchen. Meist kann sich die Gebärmuttermuskulatur nicht mehr richtig zusammenziehen, ihre Kontraktionsfähigkeit ist also eingeschränkt.
Dies kann verschiedene Ursachen haben:
Gerinnungsstörungen oder ein hormonelles Ungleichgewicht können ebenfalls dazu führen, dass die Regelblutung verstärkt auftritt. Die Therapie der Hypermenorrhoe orientiert sich an der zugrunde liegenden Ursache. Liegen Fehlbildungen oder Tumore im Bereich der Gebärmutter vor, ist ein operativer Eingriff meist unumgänglich. Bei schwächeren Hypermenorrhöen kann oft bereits ein Hormonpräparat aus Gestagenen und Östrogenen Abhilfe schaffen.
Nur in bedrohlichen Fällen kann die Menstruationsblutung durch die Gabe eines so genannten GnRH-Anologons vorübergehend auch komplett unterdrückt werden. Nur in Ausnahmefällen und bei abgeschlossener Familienplanung kann eine komplette Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) erwogen werden.
Bei der Menorrhagie ist die Blutungsdauer der Menstruation meist stark verlängert und kann bis zu 14 Tage andauern. Die Menorrhagie hat meist dieselben Ursachen wie die oben beschriebene Hypermenorrhö. Der Uterus ist oft nur noch eingeschränkt in der Lage, sich zusammenzuziehen und die Blutung zu kontrollieren. Jedoch können auch Vor- oder Nachblutungen zu einem einer Menorrhagie ähnelnden Blutungsmuster führen. Diese Blutungen sind jedoch sehr schwach und damit von einer Blutungsstörung abzugrenzen.
Schmierblutungen zählen zu den so genannten Zusatzblutungen, die zusätzlich zu der normalen Menstruationsdauer von sieben Tagen auftreten. Schmierblutungen sind in der Regel nur sehr leichte und ungefährliche Blutungen. Sie können prämenstruell, also vor der eigentlichen Regelblutung oder postmenstruell, also nach der Menstruation auftreten. Es gibt auch so genannte periovulatorische Mittelblutungen, die durch den Eisprung etwa am 14. Zyklustag ausgelöst werden.
Schmierblutungen können durch eine Reihe verschiedenster Erkrankungen ausgelöst werden. Dazu zählen:
Zudem können Zusatzblutungen auch hormonell besingt sein:
Die Therapie von Schmierblutungen richtet sich nach der Ursache. Leidet die Betroffene unter Entzündungen des Unterbauches, müssen diese meist mit Antibiotika behandelt werden. Tumore der Gebärmutter oder angrenzender Organe werden in der Regel operativ entfernt.
Sind die Zwischenblutungen eher hormonell bedingt kann die Einnahme von Östrogen- oder Östrogen-Gestagen-Präparaten meist Abhilfe schaffen. Treten leichte Formen von Schmierblutungen jedoch regelmäßig und Zyklusabhängig auf, ist eine Behandlung gar nicht erforderlich.
Zwischenblutungen (Metrorrhagie) sind azyklische oder dysfunktionelle Dauerblutungen, die länger als sieben Tage andauern und zyklusunabhängig unregelmäßig auftreten. Man kann bei den Zwischenblutungen zwischen organisch und hormonell bedingten Blutungen unterscheiden.
Die Ursache organisch bedingter Zwischenblutungen ist häufig:
Zudem sollte bei erstmalig auftretenden Metrorrhagien eine gestörte Frühschwangerschaft immer ausgeschlossen werden. Auch Intrauterinpessare können unter Umständen Zwischenblutungen verursachen. Als hormonell bedingte Ursache einer Metrorrhagie gilt die so genannte Follikelpersistenz. Dabei findet kein Eisprung mehr statt, da der die Eizelle enthaltende Follikel in den Eierstöcken bestehen bleibt und die Eizelle nicht freigibt. Dem Eintreten von Zwischenblutungen kann dabei ein Blutungsfreies Intervall von bis zu acht Wochen vorausgehen. Vor allem junge Frauen und Frauen am Beginn der Wechseljahre leiden häufig unter einer Follikelpersistenz, die zu Zwischenblutungen führt.
Auch eine Therapie mit Ovulationshemmern, also Medikamenten, die den Eisprung unterdrücken, kann Metrorrhagien verursachen. Die Therapie von Zwischenblutungen ist abhängig von der Ursache. Bei organisch bedingten Metrorragien muss zunächst der auslösende Faktor beseitigt werden. Meist bessern sich die Symptome im Anschluss von selbst. Eine Follikelpersistenz wird meist mit Gestagenpräparaten behandelt. Nur bei sehr starken Blutungen kann eine Ausschabung notwendig werden.
Der Menstruationszyklus der meisten Frauen ist leicht unregelmäßig und nie immer exakt gleich. Abweichungen von zwei oder drei Tagen von normalen, 28 Tage andauernden Zyklus sind harmlos und kein Anlass zur Sorge. Ein unregelmäßiger Lebensstil, Flugreisen oder wechselnde Arbeitszeiten können häufig dazu führen, dass sich der Zyklus verändert. Auch eine nach längerer Pause wieder aufgenommene sexuelle Aktivität, sowie Diäten oder Erkrankungen können einen regelmäßigen Rhythmus beeinflussen.
Tritt die Menstruation jedoch über mehrere Zyklen hinweg sehr unregelmäßig auf, wird plötzlich stärker oder schwächer oder kommen Zwischenblutungen neu hinzu, sollte dies in jedem Fall mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden. In jedem Fall ist die Führung eines so genannten Zykluskalenders zu empfehlen, durch den jede Frau selbst kontrollieren kann, wie regelmäßig oder unregelmäßig ihre Menstruation eintritt.
aktualisiert am 22.11.2022