Wein als solcher ist seit ca. 8000 Jahren in aller Munde. Vermutlich ist man ihm hinter die Schliche gekommen, als Traubensaft in der Sonnenhitze in seinem ledernen Behälter vergor und ein findiger Geist den so veränderten Saft einfach mal probierte - so geschehen wahrscheinlich zwischen Euphrat und Tigris. Er findet sich in sumerischen Geschichten und altägyptischen Grabbeigaben und ist ein fester Bestandteil der meisten Religionen. Auch Mythen, Märchen und Sagen sprechen vom Wein, und die Bibel scheint ihn geradezu zu empfehlen.
Die antiken Griechen widmeten ihm sogar einen Gott und wähnten sich im Weinrausch göttergleich. Homer lässt durchblicken, dass Wein im antiken Alltag einen hohen Stellenwert hatte. Vom enormen Wissen rund um den Wein, das sich die alten Griechen erworben hatten, profitierten später andere Kulturen. Mit Gründung des heutigen Marseilles gaben sie den Startschuss für den französischen Weinbau. Weinbau in unserem Kulturkreis wird den Römern nachgesagt - wie so vieles. Sie werden verantwortlich genannt für eine ganze Reihe von Rebsorten, die sie angeblich innerhalb ihrer Expansionsreisen nach Europa importierten. Jedenfalls brachten sie den Weinbau hier in Schwung, denn sie hatten einigen Bedarf an Wein. Nachdem Kaiser Probus den unterworfenen Völkern den Besitz von Rebstöcken gestattete, blühte der Weinbau richtig auf.
Zusätzliche Fahrt nahm der Weinbau auf mit der zunehmenden Christianisierung der Bevölkerung, und es verwundert keineswegs, dass Klöster Weinberge besaßen und sich um Anbau und Pflege bemühten, denn die Mönche tranken zum einen gerne selber Wein, und zum anderen benötigten sie ihn als Messwein. Im Mittelalter schmeckte der Wein nicht immer unbedingt gut, weshalb er gerne mit Kräutern „veredelt" wurde. Vor dem Dreißigjährigen Krieg war Deutschlands bestockte Rebfläche dreimal so groß wie heute.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vernichteten von der neuen Welt eingeschleppte Krankheiten, allen voran die Reblaus, nahezu den gesamten europäischen Weinanbau. Es widerstrebte den Winzern, ihre Weingärten ausgerechnet mit Hilfe amerikanischer Reben zu retten, die zwar resistent waren, aber keine hochwertigen Weine hervorbrachten. Erst als ein einziger resistenter Rebstock gefunden war, gab es Hoffnung gegen die Reblaus. Nach dem Wirtschaftswunder erfuhr Wein eine ganz andere Bedrohung, die von Produzent und Konsument gleichermaßen gesteuert wurde: Qualitätsverlust. Die Nachfrage nach süßem Wein bewirkte die gnadenlose Ausrichtung auf Masse, es wurde verschnitten, gestreckt und Denkwürdiges in die Flasche gekippt. Alle machten das: „Unser schlechtester Wein ist für die Deutschen noch viel zu schade", klang es aus Italien und streckten den Wein mit Tierblut und Ziegelmehl.
Die Spanier machten kein Hehl aus ihrem Handeln und nannten ihren Rotwein gleich Don Panchos. Insbesondere litt der Ruf des deutschen Weins, der zu Beginn des Jahrhunderts noch in der obersten Liga mitspielte, und hier der Rheinhessenwein: Eine ganze Generation verdammte ihn als Plörre. Heute ist deutscher Wein wieder auf dem Weg an die Weltspitze, teilweise angeregt durch den Gesetzgeber, aber größtenteils dem Qualitätsstreben und Pioniergeist der Winzer zu verdanken. Doch auch der Konsument hat mit der Nachfrage nach qualitativen Weinen seinen Teil dazu beigetragen.