Wer kennt ihn nicht, den Schlager von Udo Jürgens, den er schrieb, als es noch zu weitreichenden Problemen führte, als Paar ohne Trauschein zusammenzuleben. Schon der Liedtext in den 70ern nahm sehr realistisch aufs Korn, dass alles andere besser ist, als in „wilder Ehe" zu leben. Von Zeiten, wo Vermieter eines Zimmers der „Kuppelei" angeklagt wurden, wenn sie Paare ohne Eheurkunde zusammen übernachten liesen, wollen wir mal gar nicht reden.
Sicher wird immer alles so lange als „normal" angesehen, bis es durchbrochen wird, und Neues „normal" wird. Und nachdem es über Jahrhunderte als üblich galt, nur dann zusammenzuleben, wenn man verheiratet war, ist keinem ein Vorwurf daraus zu machen, wenn er das als den „Normalzustand" angesehen hat. Nur haben manche den Zeitpunkt verpasst, an dem man sich hätte darüber Gedanken machen müssen, wofür dieser Trauschein eigentlich da ist, und warum Außenstehende so viel Wert darauf legen. Vielleicht aus blankem Neid? Weil der eigene „Olle" schon längst über alle Berge wäre, wenn er nicht zu faul für eine Scheidung sein würde?
Oder warum spielt es für die Nachbarin eine ihr den Schlaf raubende Rolle, ob man nebenan eine Eheurkunde im Schubfach hat oder nicht? Eigentlich ist es doch total egal. Und wenn man dann noch bedenkt, dass es ohnehin keiner merken würde, wenn man sich als Ehepaar ausgibt, aber nicht verheiratet wäre ... Bewusst täuschen, mit Ringen und allem Drum und Dran wäre einfach. Aber diese Mühe muss sich keiner mehr machen. Und wahrscheinlich findet es heute auch kein normaler Mensch mehr komisch, wenn ein Paar ohne Trauschein zusammenlebt. Dass Kinder einen anderen Namen haben als ihr Vater, ist „normal" geworden, keiner wundert sich mehr darüber.
Ob sich nicht die einen oder anderen leicht zurückgebliebenen Geister im stillen Kämmerlein (oder auch im weniger stillen Treppenhaus) doch darüber aufregen, bleibt dahingestellt. Warum bleibt ungeklärt. Denn für mich als Nachbarn ist es herzlich egal, ob die beiden nebenan verheiratet sind oder nicht, ob sie trotz Ehe zwei Nachnamen haben, oder auch ohne einen? Na gut, Letzteres ist schwierig oder einem Zufall zu verdanken. Aber auf alle Fälle ist klar, dass es keinen Unterschied macht. Leute, die schon bei oder vor der Hochzeit über die Kosten der Scheidung nachdenken, wissen sowieso nicht, was Liebe ist, und sind daher zu bedauern. Und sich immer ein „Hintertürchen" offen zu lassen, damit die Trennung unbürokratischer von der Bühne geht - nun gut. Aber letztendlich ändert eine Hochzeit gar nichts daran, ob eine Beziehung hält oder nicht. Und wegen der Steuerklasse heiraten ist dann vielleicht doch selbst für Männer ein kleines Stück zu unromantisch. Naja, soll doch jeder machen, wie er denkt. Man darf sich dabei eben bloß nicht in einem „ehrenwerten Haus" erwischen lassen.