Die offene Beziehung

Immer öfter sind Paare offensichtlich stolz darauf sagen zu können: „Wir führen eine offene Beziehung." Meist heißt das nichts anderes, als: jeder macht was er will, man weiß nichts bis wenig voneinander und jeder geht fremd, wie er es gerade möchte. Ob es wirklich Beziehungen gibt, die diese spezielle Offenheit auf Dauer aushalten? Gibt es Männer und Frauen, die es dauerhaft gut finden können, zu betrügen und betrogen zu werden? Falls es das wirklich gibt, und dann auch noch zwei davon, die sich geheiratet haben, dann ist das ja ganz toll. Aber meist wird es wohl so sein, dass sich einer der Beiden das Recht herausnimmt, seine Beziehung für „offen" zu halten, während der andere darunter leidet.

Trotz aller Moderne und allem Verständnis: Niemand sollte sich das über Gebühr lange antun lassen. Wer in einer Beziehung leidet, ob er nun das Opfer häuslicher Gewalt wird oder unter ständigem Fremdgehen leidet, der sollte sich doch ein Herz fassen und gehen. Nur wer sich sicher ist, daran auch nach einiger Zeit keinen Schaden zu nehmen, der sollte in ein solches Arrangement einwilligen.

Auch, wer nicht verheiratet ist oder zusammenwohnt, sondern „nur" eine Fernbeziehung führt, möchte eine glückliche Beziehung haben, wozu für die meisten doch die alten Werte gehören, auch wenn diese heute nicht mehr so streng ausgelegt werden wie früher. Heute kann jede Frau mit einem Freund essen gehen oder etwas unternehmen, ohne dass ihnen gleich ein Verhältnis angedichtet wird. Das ist auch sehr gut so, und völlig in Ordnung. Auch kann ein Mann mit der Kollegin zu einem Kongress fahren, ohne dass das allgemeinen Anstoß findet. Während man sich früher solche Dinge nicht erlauben konnte, ist dies heute der positive Teil der offenen Beziehung, die nicht im engen Rahmen gesehen wird.

Wo allerdings jeder die Grenze zieht, sei allen selbst überlassen. Wichtig ist nur, dass sich beide Partner darüber einig sind. Hier sollte sich auch kein Außenstehender ein Urteil anmaßen. Sind Kinder von der „Offenheit" einer Beziehung betroffen, sollte man allerdings noch einmal überlegen, ob eine „gewöhnliche Familie" nicht doch erstrebenswert wäre. Eine offene Beziehung kann aber auch heißen, dass beide in getrennten Wohnungen wohnen, obwohl sie ein Paar sind. Die Gründe dafür können vielfältig sein, und oft ist eine solche Situation auch zeitlich begrenzt. Deshalb ist diese Art auch von den Ehen mit „Erlaubnis zum Fremdgehen" zu unterscheiden.