Verlobung liegt wieder im Trend - viele junge Leute denken ans Heiraten, und trotz der ständig steigenden Scheidungsraten wagen es wieder zunehmend mehr Paare, sich einander ein Heiratsversprechen zu geben. Und laut Statistik „überleben" ja auch viele Ehen. Üblicherweise wird immer nur auf die negative Seite hingewiesen. 2010 wurden beispielsweise nach Angaben des Statistischen Bundesamtes elf von 1000 bestehenden Ehen in Deutschland geschieden, das heißt aber umgekehrt, 989 Ehen von den 1000 bestanden weiter. Warum also nicht positiv in die Zukunft sehen und mit dem geliebten Partner Pläne machen, eine romantische Verlobung begehen und die Hochzeit vorbereiten? Damit man auch weiß, worauf man sich da einlässt, bieten vor allem kirchliche Institutionen, aber inzwischen auch Paar-Berater und Psychologen Ehevorbereitungskurse an. Was erwartet einen da? Muss man sich das wirklich antun?
Aber, anders gefragt, wo sonst trifft man gleich mehrere heiratswillige Paare in der gleichen Situation, mit denen man sich austauschen kann? Und wo sonst würden gezielt Themen angesprochen, die in einer Ehe Konfliktpotential entwickeln, wie etwa Finanzen und Geld, die Schwiegereltern, die Vergangenheit der beiden Partner, Sexualität. Sind die grundlegenden Lebens-Fragen mit dem Partner geklärt? Herrscht Einigkeit bezüglich Kinderwunsch und Gestaltung des Berufslebens, gibt es eine gemeinsame Vision, ein Ziel, auf das beide hinarbeiten? Kann über alles offen gesprochen werden oder gibt es da etwa Barrieren? Läuft ein Streit fair ab oder eskaliert jede kleine Auseinandersetzung? Wie funktioniert überhaupt die Kommunikation?
Ertappt einer den anderen häufiger bei Macht- oder Rollenspielen? In einem solchen Seminar wird man für einiges sensibilisiert, an das man bislang vielleicht noch gar nicht gedacht hatte. Es findet gewissermaßen eine Paarberatung vor der großen Ehe-Krise statt. Dabei geht es freilich auch an das „Eingemachte", und manche negativen Dinge werden womöglich an die Oberfläche geholt. Doch auch den anderen Paaren im Seminar wird das so ergehen, und das ist an und für sich schon wieder eine beruhigende Beobachtung. Solch ein Seminar verhilft zu einer gewissen Beziehungskompetenz. Man erhält wichtige Impulse und Anregungen, worauf es zu achten gilt, und worüber es sich gemeinsam nachzudenken lohnt. In den Kauf eines Autos oder in eine Ausbildung wird ja auch reichlich Zeit investiert.